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Belenos: Yen Sonn Gardis

Stil: Epischer Black Metal

Cover: Belenos: Yen Sonn Gardis

Zwischen südamerikanischen Blackmetallern mit "deutscher Volksseele", MORTIIS-Frühneunziger-Kniefallern oder asiatischen Heidenwikingern nimmt Loïc Cellier eine nicht unsinnige Ausnahmestellung ein. Gerade im weiteren Schwarzmetall-Bereich probieren viele "Künstler" es allein, doch der Mann hinter BELENOS kriegt sie alle: Von den Instrumenten bis zur optischen Gestaltung der Releases übernimmt Cellier seine Musik selbst - und wir sprechen hier nicht von "Ambient"-Kasperletheater im Zweifinger-Suchsystem ...

Es beginnt prophetisch-OPETHisch auf "Yen Sonn Gardis": zahlreiche Tempo- und Motivwechsel durchziehen das Intro "Aspedenn", welches seine dichte Atmosphäre ins eigentliche Schlachtgetümmel "Hollved Hirisus" überführt. Cellier modifiziert seinen Stil im Vergleich zu früheren Alben nicht wirklich; bestenfalls kompakter wirkt das, was sich im weiteren Verlauf der Platte vor ihrem Hörer auftut. Die einzelnen Stücke an sich besitzen wenige Alleinstellungsmerkmale, obschon sie allesamt hörbar beflissen komponiert und umgesetzt worden sind. Die Direktheit von beispielsweise "Skorn Ha Tan" ergibt sich dadurch, dass BELENOS heuer sehr stark auf Blastbeats setzen (beziehungsweise setzt), was wiederum für einstweilige Gleichförmigkeit verantwortlich ist. Man mag angesichts der verborgenen Details beschönigend von einem geschlossenen Klangbild sprechen, doch dass der Zugang zu "Yen Sonn Gardis" abseits der cleanen Gesangspassagen oder des dynamischen Aufbaus von "Mestr Ar C'hoad" sich mühselig gestaltet, lässt sich kaum bestreiten, zumal zahlreiche Passagen weitgehend gesangsfrei bleiben. Hooks und Refrains im konventionellen Sinn verbricht Cellier ohnehin nicht, was - da er kein wirklicher Meister fein ziselierter Songstrukturen wie etwa Michael Akerfeldt ist - die BELENOSsche Achillesferse offenbart.

Demzufolge darf man die gediegeneren Parts der Scheibe - vornehmlich in "Gorsedd" sowie dem zäh doomigen Abschlusstrack - als eigentliche Highlights inmitten bisweilen künstlich gestreckter Ideen ansehen. Dies war auf dem Vorgängeralbum bereits der Fall - Es gibt also weiterhin nicht mehr oder weniger gute Gründe, BELENOS zu schätzen (Stichwort Hypnose) beziehungsweise andere epische Extremmetaller Monsieur Cellier gegenüber vorzuziehen (Stichwort Langeweile) ... Gute "Band", aber nach wie vor nicht zu ganz Großem berufen.

FAZIT: BELENOS ist wohl das höchstwertige Einmann-Projekt extremer Metalmucke überhaupt. Loïc Cellier ist Künstler auf allen Ebenen und muss sich demnach einen gewissen Eigensinn vorwerfen lassen, mit welchem er sich den weiten Wurf (freiwillig?) verbaut. Dennoch ist auch seine aktuelle Schöpfung ein heißer Kandidat für die Plattenschränke von MOONSORROW- oder wie angedeutet OPETH-Freunden, die ihre Naturverbundenheit eben nicht dadurch ausdrücken, dass sie ihre Metbuddeln vom Heidendiscounter nach der Sonnenwendsfeier im Wald liegen lassen.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.11.2010

Tracklist

  1. Aspedenn
  2. Hollved Hirisus
  3. Ene Kelt
  4. Skorn Ha Tan
  5. Baleerien An Are
  6. Gorsedd
  7. Mestr Ar C'hoad
  8. Taol-Digoll
  9. En Argoll

Besetzung

  • Bass

    Loïc Cellier

  • Gesang

    Loïc Cellier

  • Gitarre

    Loïc Cellier

  • Keys

    Loïc Cellier

  • Schlagzeug

    Loïc Cellier

Sonstiges

  • Label

    Northern Silence / Soulfood

  • Spieldauer

    45:49

  • Erscheinungsdatum

    15.10.2010

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