Schmatzige Synths, pralle Beats, boppernde Bässe und rau-melodischer Gesang, hier und dort mit Bratgitarren aufgebohrt – Willkommen im 2010er Klangkosmos der Weißenfelser BLIND EFFECTS.
Gebt FUNKER VOGT etwas mehr Eier, tauscht die Alibi-Klampfen der KRUPPS gegen echte Gitarren aus, pimpt das Ganze mit viel Tanzbarkeit á la ANGELS & AGONY und ICON OF COIL, fügt etwas Harsh-EBM hinzu und lasst noch etwas Gothicdissenflair darüber rieseln, fertig. Das macht rein instrumental durchaus eine Menge her, wenngleich sich der Ansatz einer eigenen Identität natürlich stark in Grenzen hält.
Leider verleiht Sänger Andy der Scheibe einen starken Golf GTI-Proll-Charakter. Fetter Bandlogo-Heckscheibenaufkleber, vorne am Rückspiegel der Mango-Lychee-Duftbaum und die Diddl-Maus der Freundin (solariumgebräunt, Bauchnabelpiercing mit entzündetem Einstich, Tribal-Tatto auf einer Schulter, RAMMSTEIN-Girlie-Shirt, vertrocknete Fickpalmenfrisur, rosa Lippenstift mit dunkler Kontur ummalt), ihr Typ mit wahnsinnig provokantem Fun-Shirt, trendiger Brille mit eckigem Rahmen und schlecht gegelten Haaren.
Doch bleiben wir beim Ernst der Sache. Singt der werte Herr in deutscher Sprache, geht das alles noch einigermaßen, doch sobald er sein Englisch der Sorte „achte Klasse Realschule“ auspackt, bewegt sich die Chose nahe in Richtung Peinlichkeit – und das ist äußerst schade, denn sonst hätte der powervolle, schön stumpf pulsierende Elektrobastard internationales Format.
FAZIT: Wie so viele deutsche Bands ereilt auch BLIND EFFECTS das Schicksal der Provinzhaftigkeit – ein Problem, das nur selten an der instrumentalen Komponente liegt.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.05.2010
Andy, Ini W.
Stephan
Lutz, Micha
Lutz (Programming), Micha (Sampling)
Danse Macabre
58:38
01.05.2010