CANVAS SOLARIS sind eine Institution, die keiner kennt, weil sich Musik ohne Gesang immer noch nur des Zuspruchs einer Minderheit erfreut. Dabei gehören sie zu den anheimelnden Vertretern, tollen Songwritern und Melodieliebhabern, statt stumpf Akkorde zu schieben und Rhythmen am Taschenrechner zu konzipieren.
Obwohl das anfängliche Trio schon länger aufgestockt wurde, weitete man seinen ohnehin fülligen Sound nicht bis zur Schwerverdaulichkeit aus; CANVAS SOLARIS setzen weiterhin auf dynamische Gebilde mit einer sich im Einfühlungsprozess in ihre Scheiben entwickelnden Langlebigkeit, die in diesem Stil ihresgleichen sucht. Blickt man in "Adaptive Optics" hinter die klassisch eingängige Metal-Akkordfolge, führen abstraktere Geräusche ebenso wie bei "Conveyance of Flux" ins Abseits der hartrockenden Milchstraße, um den Hörer zum Weiterdenken des Gängigen anzuregen. Das Schlagzeugspiel ist anhaltend detailverliebt, der Schluss des Openers psychedelisch. "The Horizons Feasts On Stars" lässt sich mit dem Bandklassiker "When Solar Winds Collide" vergleichen; es ragt wegen seines großartigen Aufbaus besonders hervor, während "Glacier" dem Titel und einer Stakkato-Reitstunde zum Trotz keineswegs abweisend klingt.
"Accelerated Testing Phase" hält in seiner Soundfülle, was der Name verspricht; danach nimmt man sich hinsichtlich des Arrangements zurück, webt die "Threads Of Dead Space" quasi mit dünneren Fäden zu einem luftigen Pullover, der nur unwesentlich weniger warm tönt als das spätere "Null Proximity" als orgelndes Schlusswort mit Unterwasserdrumming und Fretless-Fokus.
"Vapor Chasm" darf nach dem unauffälligen "Solition" als Break-Fest erwähnt werden, dem der Zug nach vorne nicht abhanden kommt. So nimmt "Irradiance" seinen Vorgängern nichts an Schlüssigkeit, wenn man es als farbenfrohes Gesamtwerk betrachtet. Näselnde Bässe wie im erwähnten Outro sind neben den flirrenden Melodien und quirligen Rhythmen die Trademarks der Gruppe. Dabei bleiben CANVAS SOLARIS Genießerstoff, weil alles so entspannt und mit Weisheit konzipiert wirkt. Motivarbeit ist ihr A und O, weshalb Instrumentalsongs bei diesen Musikern nie zu reinen Kabinettstücken oder willkürlichen Ideencollagen verkommen.
FAZIT: CANVAS SOLARIS stehen auch mit "Irradiance" allein auf weiter Flur im instrumentalen Metal-Bereich, haben sich mit ihrer Wissenschaftsthematik und einem Extrapacken Feeling Originalität und eine Fanbase erspielt, die nur wenige andere Bands als ihnen ebenbürtig ansehen dürfte. SCALE THE SUMMIT fallen ein - und bitte rede in keinem Fall irgendwer etwas von Math-Rock, falls er damit unemotionalen Kunstquatsch mit Gebrüll meint …
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.07.2010
Gael Pirlot
Nathan Sapp, Chris Rushing
Donnie Smith
Hunter Ginn
The Laser's Edge Al!ve
44:07
16.07.2010