Zum 20ten Bandjubiläum haben sich CATHEDRAL etwas Besonderes ausgedacht: ein Doppelalbum, welches ganze 80 Minuten Spielzeit ausfüllt. Wer den Werdegang der Briten verfolgte, sollte um ihre musikalischen Wandlungen, die vom extrem zähen Doom bis hin zum progressiven 70ties Rock reichen, wissen.
„The Guessing Game“ zeigt die Band sehr vielfältig und sehr experimentierfreudig - man schickt den Hörer auf eine Reise durch ihre eigene Historie und liefert vom schleppenden Song ('Death Of An Anarchist') bis hin zur knackigen Groove-Nummer ('The Casket Chasers') alles ab. Der Querschnitt vermag es, den Hörer auf Dauer zu fesseln und punktet gerade mit Unvorhersehbarkeit. Nicht dass man das, was Dorrian und Co. präsentieren, zuvor noch nicht zu hören bekam, der Sound und das Songwriting sind sehr CATHEDRAL-typisch. Dazu noch die sehr charakteristischen Vocals und fertig ist ein Album, das klar in die Banddiskographie passt.
Ein wenig klingt und erinnert das Grundkonzept dieses Albums an den Song 'The Voyage Of The Homeless Sapien' von „Statik Majik“, der bereits 1994 die Grundrichtung der Band prophezeite und mit seinen 22 Minuten Querbeet-Mix ein harter – damals vielleicht noch visionärer - Brocken war. So in etwa muss man sich „The Guessing Game“ 'in groß' vorstellen: bunt, stilistisch mannigfaltig und niemals in den ersten Hördurchläufen greifbar. Die Band hat ihren Stil verfeinert, ohne sich dabei musikalisch zu weit von sich selbst abzuwandeln, aber auf der anderen Seite auch niemals bestrebt ist, sich irgendwie selbst zu limitieren. Inzwischen ist jedoch das Spektrum, in welchem sich die Herren aus Coventry tummeln, derart weitläufig, dass man sie nicht mehr wirklich in eine Schublade stecken kann.
FAZIT: CATHEDRAL schaffen es auch im Jahre 2010, durchweg zu überzeugen. Homogen ist „The Guessing Game“ keineswegs, aber genau das macht dieses Album aber auch so spannend. Wer die Band bisher mochte und sich mit ihrer Entwicklung identifizieren konnte, sollte auch diesmal nicht enttäuscht werden. Totalausfälle gibt es auf dieser Platte trotz ihres Gesamtvolumens keine – einzig negativ auffällig ist das selbstverliebte 'Journey Into Jade' , welches den Werdegang der Band etwas zu selbstgefällig begießt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.05.2010
Leo Smee
Lee Dorrian
Gary Jennings
Brian Dixon
Nuclear Blast Records
84:48
26.03.2010