Nicht einmal ein Jahr ist es her, seit die Franzosen „Misanthrope(s)“ veröffentlichten. Die Vorliebe für Klammern hat sich das Quartett bewahrt, wohingegen der Sound auf „Morte(s) Nee(s)“ sich dezent gewandelt hat. Zwar gibt es immer noch gehörig eins vor den Latz, doch spielen CELESTE mittlerweile intensiver mit Kontrasten. Das Tempo wird gern gedrosselt, so dass die Franzosen mit ihrem pechschwarzen Gefährt zeitweise den Doomcore mit Hang zur Drone-Musik streifen. Musik zum Entspannen ist das nicht, obwohl die Arrangements trotz lärmenden Extrem-Metal-Fundaments mit ausladender Postcore-Epik protzen können, die vor allem durch die kalte Weite des Sounds entsteht, welche „Morte(s) Nee(s)“ Klangwelten dem Black Metal näher rücken, obwohl das Schlagzeug selten in Raserei verfällt.
Es liegt in der Natur der Sache, dass solche extremen Soundwälle den Hörer erdrücken, was nach gewisser Laufzeit zu Ermüdungserscheinungen führt. Wenig hilfreich ist hier der etwas eintönige Schreibrüll-Gesang, der einen Zacken mehr Dynamik hätte vertragen können. Aufhorchen lässt der überlange Abschlusstrack, denn CELESTE haben sich hier von ihren Landsmännern von LES FRAGMENTS DE LA NUIT (<a titel="Rezension zu Les Fragments De La Nuit - Musique Du Crepuscule" href="http://www.musikreviews.de/reviews/2008/Les-Fragments-De-La-Nuit/Musique-Du-Crpuscule/">Rezension zu „Musique Du Crépuscule“ lesen</a>) unter die Arme greifen lassen, die einige schaurige Streicherklänge beigesteuert haben.
FAZIT: Sperrige Musik und ein kunstvolles Artwork jenseits aller Klischees setzen nicht auf den Konsumenten metallischer Standardware. Klassisches Songwriting bieten CELESTE nicht, dafür gewaltige Sound-Blöcke aus schwarzem Granit zur qualvollen Selbstreinigung der Seele. Obwohl mit einigen Längen behaftet, sollte „Morte(s) Nee(s)“ seine Hörerschaft leicht finden.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.05.2010
Antoine
Johan
Guillaume
Royer
Denovali Records
41:56
21.05.2010