Dass uns jetzt niemand hier etwas mit "Sinn machen" übersetzt. SKY-ARCHITECT-Drummer Christiaan Bruin mag diese Unsinnsinterpretation seines Albumtitels als Holländer nicht kennen, wohl aber den Drang, etwas Bedeutsames in die Welt zu setzen - sinnstiftende Musik sozusagen ... und tatsächlich: "Making Sense" ist mehr als das egomanische Zeugnis einer überheblichen Künstlerseele.
Bruin komponierte für diese Soloscheibe relativ lange Tracks, die jedoch nicht angestrengt erscheinen und sich eigentlich sogar leicht hören lassen. Grund dafür ist das Verständnis des Drummers für nachvollziehbare Strukturen, welche ihn ganz als Liedarchitekten (der Name seiner übrigens weit weniger spektakulären Hauptband kommt wohl nicht von ungefähr ...) ausweisen. Er folgt einer Taktgebern innewohnenden Regelmäßigkeit, die hier indes weniger mathematisch anmutet, als dass sie großteils aus dem Herzen kommt. Man kann sich schlicht ohne Weiteres in die emotionale Welt des Machers einfühlen. Dabei handelt es sich grob um einen Mix aus PORCUPINE TREE (Riffs und melancholische Stimmung, häufig kurz vorm Ausbruch), John Lennon (erwähnte Singer-Songwriter-Gesten, Klangfarbe der nicht sehr flexiblen, aber anheimelnden Stimme) und - um Neueres zu bemühen - Neal Morse beziehungsweise SPOCK'S BEARD in ihren BEATLES-Momenten.
Selten hörte man in letzter Zeit ein Album mit künstlerischem Anspruch, das trotzdem unaffektiert und emotional so haptisch tönt wie "Making Sense". Ob nun "Fantasy", den bedächtig einleitenden Opener "Resemblance" oder den wirklichen Sackzumacher "The Final Hour": Wer Prog with a difference und vor allem wahrhaftiger Dynamik statt endlosen Aneinanderreihungen mag, der sich zudem nicht um geschmacklose Soundgimmicks klammern muss, damit er auffällt, wird diese Songs nicht mehr aus seiner Sammlung missen wollen.
FAZIT: Christiaan Bruin hat mit "Making Sense" tatsächlich ein neuzeitliches Progrock-Album geschaffen, das Menschen etwas über bloßen Konsum Hinausgehendes schenken kann. Hinter der einstweiligen Schroff- und Verschrobenheit wähnt man die Machenschaften der amerikanischen Parmenter-Brüder oder die Handschrift eines frühen Peter Gabriel solo (weniger klanglich, stärker vom Musikverständnis her). Progress Records stehen einmal mehr für Qualität, was nicht zuletzt die Aufmachung dieser rundum antestenswerten Platte beweist.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2010
Christiaan Bruin
Christiaan Bruin
Christiaan Bruin
Christiaan Bruin
Christiaan Bruin
Progress / Just For Kicks
70:03
05.11.2010