CIRCLE II CIRCLE veröffentlichen mit „Consequence Of Power“ bereits ihr fünftes Album. Durfte man sich zu Zeiten des Debüts „Watching In Silence“ noch berechtigte Hoffnungen machen, dass Zak Stevens seine Phase mit SAVATAGE in einer geradlinigen Variante fortführen würde, konnten diese Erwartungen in den folgenden Jahren nicht immer erfüllt werden. Obwohl dem Sänger gerade diese getragenen, dramatischen und mit großen Hooks ausgestatteten Stücke entgegenkommen sollten, orientierten er und seine jeweiligen Mitstreiter sich oft in eine etwas ruppige, moderne und Riff-lastige Richtung. Mit dem dritten Album „Burden Of Truth“ gelang noch einmal die richtige Mischung, auf dem aktuellen Werk kippt es jedoch zu oft in eine reine Kraftdemonstration der Instrumentalabteilung. Die Gitarren grooven modern und tiefer gestimmt und weisen zudem immer wieder einen leichten Blues-Touch auf, was Zak Stevens selten die Möglichkeit gibt, dem Material seine markanten großen Melodien zu verpassen. Stattdessen klingt er manchmal ein wenig angestrengt aggressiv, und die meisten Refrains sind kaum als solche erkennbar. Das beste Beispiel ist „Episodes Of Mania“, welches mit einer schönen, melancholischen Strophe und einer sich dramatisch steigernden Bridge ausgestattet wurde, nur um dann in einen völlig nichtssagenden, aggressiven Refrain zu wechseln. Lediglich „Out Of Nowhere“ und „Redemption“ verfügen über große, packende Hooks, gelungen kombiniert mit modernen Grooves und Riffs, die bei letzterem Track zudem mehr als offensichtlich von SAVATAGE „inspiriert“ wurden. Erstaunlicherweise finden sich zumindest in der Gitarrenarbeit noch immer solche leichten Reminiszenzen, obwohl Jon Oliva und Chris Caffery ja nur an den ersten beiden Alben von CIRCLE II CIRCLE beteiligt waren, und die Band schon lange ohne fremde Hilfe komponiert.
Die meisten Tracks rauschen leider auch nach mehreren Durchläufen einfach am Hörer vorbei, ohne nennenswerten Eindruck zu hinterlassen. Gegen Ende des Albums wird es nochmal etwas besser, hier ist auch ausnahmsweise das Klavier öfters zu hören. Dabei fällt „Take Back Yesterday“ eher ungewöhnlich aus: Der sehr melodische und Keyboard-dominierte Track versprüht fast ein wenig AOR-Flair. „Anathema“ klingt dann wieder deutlich heftiger und mischt moderne Stakkato-Riffs mit starken Gesangslinien und dramatischen Klavier-Passagen. CIRCLE II CIRCLE machen hier aber auch wieder den Fehler, nach einer Spannung aufbauenden Bridge in einen unmelodischen, stampfenden Groove-Refrain zu wechseln. Das abschließende „Blood Of An Angel“ klingt dagegen wie eine typische SAVATAGE-Ballade.
FAZIT: Meiner Ansicht nach setzen CIRCLE II CIRCLE zu oft auf moderne, ruppige und groovende Riffs und vernachlässigen ihre eigentliche Stärke: Sänger Zak Stevens wird zu selten optimal in Szene gesetzt. Seine markante Stimme kommt einfach am besten bei großen, dramatischen Melodien zur Geltung, und die aggressiven Riffs lassen oft zu wenig Raum für packende Hooks. Songs wie „Out Of Nowhere“ oder „Redemption“ zeigen die richtige Mischung, und bei den Klaviernummern liegt Zak Stevens sowieso immer richtig. „Consequence Of Power“ enthält darüber hinaus aber einfach zu viele mittelmäßige Songs.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.09.2010
Mitch Stewart
Zachary Stevens
Andy Lee
Johnny Osborn
AFM Records
50:27
24.09.2010