Die verheißungsvollen polnischen Traditions-Metaller CRYSTAL VIPER sind nun bei AFM Records unter Vertrag. Kaum geschehen, erscheint nun ein Album, das "Defenders Of The Magic Circle: Live In Germany" heißt. Also, ich weiß ja nicht. Nach gerade mal zwei Studioalben scheint es mir trotz des Potentials der Truppe viel zu früh für ein Live-Werk. Wie man dem Titel entnehmen kann, wurde hier CRYSTAL VIPERs Auftritt beim bekannten "MANOWAR-Festival" Magic Circle mitgeschnitten.
Sechs Live-Tracks gibt es nur zu hören – genaugenommen fünf, wenn man das Intro "Breaking The Curse" abzieht. Nach diesem erwarten uns "Metal Nation" und "Legions Of Truth" vom 2009er-Werk "Metal Nation", sowie "The Island Of The Silver Skull", "Shadows On The Horizon" und "The Last Axeman" vom 2007er-Debut "The Curse Of Crystal Viper". Es sind alles gute Songs, die von der technischen und kompositorischen Qualität der Polen zeugen, das will ich gar nicht bestreiten. Der Makel liegt ganz klar in deren Anzahl und der Auftrittdauer beim "Magic Circle Festival". Viel Live-Atmosphäre ist beim Auftritt im Grunde auch nicht zu vernehmen. Lediglich die Ankündigung des letzten Songs wird vom Publikum mit hörbarer Enttäuschung quittiert. Dass man von dieser Band gerne mehr gehört hätte, ist nicht verwunderlich.
Damit dieses Album wenigsten auf Longplayer-Spielzeiten kommt, wurden noch zusätzlich vier Tracks hinzugefügt: "Secret Of The Black Water", das auch auf dem zukünftigen Studioalbum vertreten sein wird, "The Wolf And The Witch", welches bisher nur auf einer Vinyl-Single zu haben war, "Stronghold: Under Siege" (war anscheinend nur auf einer Limited Single enthalten) sowie dem VIRGIN-STEELE-COVER "Obsession (It Burns For You)". Freilich haben alle diese zusätzlichen Songs Klasse und werten den mageren Live-Teil des Albums nochmal etwas auf. Und sollte "Secret Of The Black Water" vertretend für den Song-Standard des zukünftigen Studioalbums stehen, dürfen wir uns da auf ein Metal-Highlight freuen.
FAZIT: Dass CRYSTAL VIPER eine starke Metal-Band sind, steht gar nicht zur Diskussion. Aber wie ich schon erwähnte: dieses Live-Werk kommt erstens viel zu früh, und ist zweites ja auch kein korrektes Live-Album. Das sieht mir ein bisschen nach dem schnellen Geldmachen mit dem neuen Pferdchen im Label-Stall aus. Als Appetizer auf ein zukünftiges Studioalbum ist das Release vielleicht nicht schlecht. Dann müsste es aber günstiger angeboten werden und nicht zum Preis eines regulären Albums. In meinen Augen ist es dewegen eine verzichtbare Veröffentlichung. Die-Hard-Fans der Band werden "Defenders Of The Magic Circle: Live In Germany" aber dennoch sicherlich haben wollen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.05.2010
Tom Woryna
Marta Gabriel
Andy Wave
Tomasz "Golem" Danczak
AFM Records
48:12
04.06.2010