DAN REED wurde Ende der 80er mit seinem NETWORK als „next big thing“ gehandelt. Mit einem Mix aus Funk und hartem Rock, so eine Art MOTHERS FINEST meets VAN HALEN, fand sich die Band in den Charts wieder. Drei Alben spielte das NETWORK ein, dann war es Anfang der 90er vorbei. Versenkung war angesagt, aus der man trotz „Best Of“ und eines nachgeschobenen Live-Werks nicht mehr auftauchte. Den politisch interessierten und aktiven (besonders in Bezug auf den Israel-Palästina-Konflikt) REED zog es in die weite Welt hinaus (u.a. nach Tibet, Indien und Jerusalem, wo er einige Zeit lebte), er wurde Clubbesitzer, schrieb Drehbücher und arbeitete als Schauspieler. 2005 gründete er sein eigenes Plattenlabel, trat aktiv wieder als Musiker auf und produzierte schließlich das vorliegende Album „Coming up for Air“.
Funk und harten Rock sucht man auf DAN REEDs Soloalbum vergebens. Hier spielt und singt ein in sich ruhender Musiker feinfühlige, folkige und nur selten dezent rockende Balladen. Gelegentliche Weltmusik-Einflüsse der unaufdringlichen Art geben den teilweise recht leichtgewichtigen, poppigen Songs eine eigene Note. Ein bisschen PETER GABRIEL-Light, VAN MORRISON, JACKSON BROWNE und natürlich BRUCE SPRINGSTEEN stehen Pate. Wobei DAN REED nicht abkupfert, sondern seine eigene Variante eines beschaulichen Songreigens abliefert. Wenig beschaulich sind seine Texte, die sich dezidiert mit den Ungerechtigkeiten dieser Welt auseinandersetzen, anklagen, aber auch Zuversicht und Hoffnung verbreiten. Das ist – wie bereits erwähnt – sporadisch etwas simpel vorgetragen, aber meist anrührend und in den besten Songs (das orchestrale „Losing my Fear“, das zurückhaltende „On Your Side“, das an VAN MORRISONs Stärken erinnernde „Feels Like Home“ oder der wütend rezitierte Bonustrack(?) „Dictator“) von überzeugender Kraft und Stärke.
Dank einer abwechslungsreichen, nahezu akustischen Produktion (viel Klavier, Streicher, und das ein oder andere exotische Instrument) kommt keine Langweile auf, und man nimmt die ein oder andere seichte Passage wohlwollend in Kauf. Richtig ins Sülzige kippt es glücklicherweise nie um.
FAZIT: Ein stilles und grüblerisches Album vom ehemaligen Kopf des DAN REED NETWORKs. Textlich ambitioniert, aber nicht marktschreierisch, machen etliche Höhepunkte das gelegentliche Fischen in flachen Pop-Gewässern locker wett. Fans des funkigen Rocks des ehemaligen NETWORKs sollten vor dem Kauf probehören, sie könnten eine Enttäuschung erleben. Vielleicht auch eine positive Erfahrung …
Die klare und saubere Produktion veredelt „Coming up for Air“ zusätzlich. Leider gibt es auf der Promo-CD einen kurzen, hässlichen Tonaussetzer im Lied „Losing My Fear“, der hoffentlich auf der regulären Veröffentlichung nicht vorkommen wird.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.11.2010
Dan Reed, Bengan Jonasson, Tommy Anthony, Rob Daiker
Dan Reed
Dan Reed, Tommy Anthony, Rob Daiker
Dan Reed, Kfir Shtivi, Rob Daiker
Joe Mengis, Kfir Shtivi, Tommy Anthony, Mike Collins (perc.), Joe Mengis (perc.)
Srour Saleeba (violin)
AOR Heaven/Just For Kicks
61:06
19.11.2010