DAVE EVANS war eines der Gründungsmitglieder von AC/DC und somit auch ihr erster Sänger. Dies wird promotiontechnisch immer wieder zu Gehör gebracht, auch wenn die Trennung zwischen den australischen Kultrockern und ihm inzwischen satte 36 Jahre zurückliegt. Evans agierte seitdem in einer Reihe anderer Bands, die aber kaum über Insiderstatus hinauskamen. Seit einiger Zeit begeht DAVE EVANS mit seinem selbstbetitelten Projekt Solowege und macht dabei im Großen und Ganzen die gleiche Musik wie seine frühen Bandgenossen.
Das Album "Sinner" stammt eigentlich aus dem Jahre 2004 und war das erste Studioalbum unter der Firmierung DAVE EVANS. Offensichtlich wird es als Rerelease jetzt nochmal auf den Markt gebracht. Geboten wird die Bandbreite eines typischen AC/DC-Albums aus den 70ern. Evans kann offenbar von den guten, alten Zeiten, die ihm eigentlich verwehrt blieben, nicht genug kriegen. Zwischen straighten Rockern, boogie-lastigen Hardrock-Tracks und bluesig angehauchten Kompositionen kann sich das Ohr in gewohnten Klängen hin und herhangeln. Man findet nichts, was es nicht auch schon früher bei AC/DC und unzähligen Nachahmern und "Erben" gab. Die Musik kommt einem unheimlich vertraut vor.
Das Problem bei "Sinner" ist, dass so nichts wirklich zündet. Es fehlen gute Ideen, interessante Hooks und Melodien, die sich länger im Gehör breit machen können. Innovationen sind ohnehin nicht zu erwarten, doch ist "Sinner" von den unzähligen Alben im Fahrtwind der großen Vorbilder eher ein schwacher Vertreter. Auf dem späteren DAVE EVANS-Werk "Judgement Day", das Ende 2008 veröffentlicht wurde, war das Songwriting doch etwas besser. Bei "Sinner" hat sich Evans in der Hinsicht nicht mit Ruhm bekleckert.
Wem man keinen Vorwurf machen kann, sind die Gastmusiker an den Instrumenten. Die machen ihren Job im Rahmen des Stils schon gut. Das Songwriting ist der Knackpunkt. Und auch DAVE EVANS Gesang mag nicht so wirklich begeistern. Seine rauhe Röhre passt eigentlich wunderbar zu der Mucke, doch setzt er sie nicht wirklich intensiv und variabel genug ein. Er vergibt so einige Chancen, wie auch im kompositorischen Bereich. Von den zwölf Tracks hinterlassen gerade mal das kraftvoll-rotzige "Turn It Up", das emotionalere "Out In The Cold" und der flotte Rocker "Go Down Fighting" einige positiven Eindrücke. Insgesamt zu wenig meiner Meinung nach, da sich von dem Rest auch vieles deutlich unterdurchschnittlich abspielt.
FAZIT: Selbst wer alles hören will, was irgendwie nach seinen Göttern AC/DC klingt, verpasst mit "Sinner" nicht wirklich was. Greift lieber zu den alten Alben des Originals oder vertretungsweise zu den jungen, frischen AIRBOURNE.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.03.2010
Ngariki
Dave Evans
Ngariki, Trevor Dare, Simon Croft, Dave Hinds, Mark Tinson
Mac
STF Records
45:17
08.03.2010