Eigentlich kann man mich mit den meisten der in der Stilbezeichnung aufgeführten Musikrichtungen in Reinform jagen. Aber wenn nach dem Saxophon-Intro des aktuellen DMB-Werkes die ersten Drum-Schläge mit unglaublicher Präzision und Kraft gemeinsam mit Bass und diversen Blas-Instrumenten einen Höllen-Groove entfachen, kann man sich der Wirkung des Openers „Shake Me Like A Monkey“ einfach nicht entziehen und spürt auf den ersten Hör, dass hier absolute Ausnahme-Könner am Werk sind, die ihre Musik so mitreißend zelebrieren, dass Genre-Grenzen und stilistische Zuordnungen letztlich schnuppe sind. Diese Einschätzung wird durch die geniale Songwriting-Kunst noch bestärkt. Vor allem in der ersten Hälfte des Albums brennt die Band ein unglaubliches Hitfeuerwerk ab. Neben dem erwähnten „Shake Me Like A Monkey“ sind insbesondere die etwas ruhigeren „Funny The Way It Is“ und „Dive In“ schlicht perfekte Songs, die mit Refrains zum Niederknien und anrührenden und intelligenten Texten keine Wünsche mehr offen lassen. Aber es geht auch schon mal düsterer und heftiger wie man bei „Squirm“ nachhören kann. Selbst Country-Einflüsse verarbeitet die Band zu genialen Kompositionen. Zwar sind auch zwei, drei vielleicht nicht ganz so großartige Songs enthalten (z.B. „Alligator Pie“), andernfalls wäre aber auch die Höchstnote fällig gewesen. Allerdings sollte sich der geneigte Hörer den einen oder anderen Durchgang gönnen, da nicht alle Songs sofort zünden, dann aber umso länger und intensiver für Spaß an der Freude sorgen.
Einen großen Vorteil der Band stellt die leicht raue und nasale Stimme von Bandleader Dave Matthews dar, die über einen großen Wiedererkennungswert verfügt und der Musik ein hohes Maß an Emotionalität verleiht. Hie und da klingt er gar ein wenig nach Sting („Seven“). Sound und musikalisches Können sämtlicher Musiker sind – wie bereits angesprochen – absolut makellos. Erstaunlich, dass die Band in Europa im Gegensatz zu den USA noch relativ unbekannt ist.
FAZIT: „Big Whiskey & The GrooGrux King” ist ein nahezu perfektes, stilübergreifendes Ideen-Feuerwerk, dass mit großartigen musikalischen Leistungen und teilweise fantastischem Songwriting eigentlich jeden toleranten Rock-/Prog-/Metal-Fan begeistern sollte.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.04.2010
Stefan Lessard
Dave Matthews
Dave Matthews, Tim Reynolds
Carter Beauford
Saxophone – Leroi Moore, Violin – Boyd Tinsley, Trumpet – Rashawn Ross
Warner Bros
63:19
21.04.2009