Arschwackeln, bis die Hüftknochen aus den Pfannen springen, ist beim Debüt der Niederländer DE STAAT angesagt. Mal ehrlich: Könnte man Coolness materialisieren, käme „Wait For Evolution“ als Resultat heraus. Lässiger, sexier, dickeiriger, pornobrilliger und schmutziger kann man groovende Rockmusik kaum noch aufs Parkett legen.
Zwar sagt das Magazin „3voor12“, DE STAAT klängen wie ELVIS, TOM WAITS und QUEENS OF THE STONE AGE auf gemeinsamem Urlaub, doch der Urlaub dieser Künstler und Bands käme im Vergleich zu der Party, die Torre Florim und seine Sidekicks hier veranstalten, eher einer Senioren-Butterfahrt gleich. Inklusive Heizdecken. Dieser Fünfer hat von allem mehr. JIMI HENDRIX auf dem Funk-Trip, ELVIS' innerer, entfesselter Dämon, Wüsten-Stoner-Sand mit untergemischten illegalen Substanzen, CHUCK BERRY mit zu viel Koffein, GLENN DANZIG ohne Anabolika und dafür mit extrem prall gefülltem Schlüpfer, MUNGO JERRY in verrucht und verdorben, JAMES BROWN mit achtfachem Testosteronspiegel. So in etwa.
Hinzu kommt Groove, der so einige andere Groover zu Groovebanausen degradiert. Und Soul, der so einige seelenlos wirken lässt. Und Dreck, der Acts wie SLO-BURN und QUEENS OF THE STONE AGE zu Bands, frisch aus dem Sagrotan-Vollbad, werden lässt. All diese Vergleiche sind allerdings im Endeffekt genau so hilfreich wie haltlos, da DE STAATs Sound vor allem eins inne hat: Individualität.
Das Quintett fährt sich zudem nicht auf eine Richtung fest – so liegen zwischen straighten Rockern wie „You'll Be The Leader“, dem fast epischen Zweiteiler „Taste It“/“Love It“, dem Country-Stampfer „We're Gonna Die“ (zu viel „O Brother, Where Art Thou?“ geschaut, was?), dem verspielten „I Am Here To Lose Control“, dem extrem pulsierenden „Sleep Tight“ und dem poppigen „The Fantastic Journey Of The Underground Man“ Welten.
All dieses vielschichtige, mit unzähligen Details geschmückte Material wird von Florims irrsinnig charismatischer Stimme zusammengehalten. Und was besonders gelungen ist, ist die Tatsache, dass DE STAAT nicht nur mal eben musikbezogen die letzten sechs Dekaden absorbiert haben, sondern auch, dass die zeitlose Produktion all diese verschiedenen Epochen eins werden lässt.
FAZIT: Zeitlos, respektlos, grandios. Und so was von ÜBER!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.04.2010
Jop van Summeren, Rocco Bell
Torre Florim, Jop van Summeren, Rocco Bell
Vedran Mircetic
Tim van Delft
Rocco Bell (Percussion)
Cool Green Recordings
52:15
23.04.2010