Ja, ich weiß: "Come Taste The Band" läutete das Ende von DEEP PURPLEs erster Ära ein, und zum Teil wird der Misserfolg des Albums dafür mitverantwortlich gemacht. Ich finde es dennoch kein schlechtes Werk. Es enthielt vielleicht nicht die ultimativen Klassiker, doch baut es durchweg auf gutem und durchdachtem Songwriting auf. Dass die musikalische Richtung von DEEP PURPLE zu der Zeit einen anderen Weg nahm, als vielleicht viele gerne wollten, ist wieder eine ganz andere Sache. Doch wenn man sich mit der bluesigen und teilweise sogar etwas funkigen Ausrichtung anfreunden konnte, wird man auf "Come Taste The Band" einige tolle Tracks entdecken. Mir gefallen "Comin' Home", "Lady Luck", "I Need Love", "Love Child" (wenn man den spacigen Mittelpart ausschließt) und "This Time Around" wirklich gut. Und "You Keep On Moving" würde ich sogar zu den Bandhighlights zählen.
Zum Albumjubiläum erscheint dieses Jahr die 35th Anniversary Edition als Doppel-CD. CD 1 beinhaltet eine remastered Version des Original-Albums. Die Tracklist wurde dabei um die Single-Edit von "You Keep On Moving" erweitert. Auf CD 2 gibt es einen Remix des Albums von Kevin Shirley, der sich gerade in solchen Sachen einen guten Ruf erarbeitet hat. Und er holt aus "Come Taste The Band" technisch alles raus, was den Originalaufnahmen irgendwie fehlte. Der Sound wurde insgesamt klarer, einzelne Instrumente sind deutlicher zu vernehmen und auch der Gesang wirkt weniger dumpf. Shirley kitzelt aus dem bestehenden Material sozusagen das soundliche Optimum heraus.
Die Songs "Drifter" und "Keep On Moving" hat Shirley in der Tracklist umgesetzt, was ich nicht gut finde, da "Keep On Moving" nunmal einfach der krönende Abschluss des Albums ist. "Drifter" wirkt an der Stelle fehlplatziert. Und "This Time Around/Owed To G" hat er getrennt, was meines Erachtens ebenfalls nicht nötig wäre, denn diese entfalten den Reiz mehr als eine Einheit.
Zwei bisher unveröffentlichte Tracks gibt es auf CD 2 ebenfalls noch: "Same In L.A." ist ein sehr interessantes quasi-Instrumental mit genialen Soli-Parts, das nur ganz am Anfang kurz chorale Vocals hat. Was hinter "Bolin/Paice Jam steckt, drückt der Titel schon aus. Ein Jam-Session-artiger Track mit Gitarre und Schlagzeug. Ob man das in seiner Länge von über fünf Minuten als Stück dieses Albums braucht, ist sicherlich Ansichtssache. Dass die beiden Musiker Könner sind, weiß man auch so.
FAZIT: "Come Taste The Band" ist keineswegs so schlecht wie sein Ruf. Und in dieser Doppel-CD-Edition mit den Kevin-Shirley-Remixes erhält das Werk nochmal einen größeren Anreiz. Ich mag insbesondere den besseren Sound der CD 2.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2010
Glenn Hughes
David Coverdale, Glenn Hughes
Tommy Bolin
Jon Lord
Ian Paice
EMI
90:18
29.10.2010