Der tödliche Trunk, den uns EARLY MAN in Form ihres Zweitlings kredenzen, hat eine völlig andere Wirkung als die, dass man den Löffel abgibt. Nein, stattdessen sorgt er für einen dreiviertelstündigen Flashbackward – so, als ob das Bewusstsein zwei bis drei Jahrzehnte zurück springt.
Leder, Nieten, speckige Jeans und Kutten, Männer mit schlechten Ponyfrisuren, Metalshirtträger aus der achten Klasse, die versuchen, den Fünftklässlern zu zeigen, wer auf dem Schulhof das Sagen hat – das ist der Spirit, den „Death Potion“ in sich trägt. Frühachtziger METALLICA, flottere BLACK SABBATH und die ganze Palette der NWOBHM, von IRON MAIDEN über JUDAS PRIEST bis hin zu SAXON, das ist genau das Ding dieses US-amerikanischen Haufens, inklusive furztrockenem Retrosound, schrulligen Klischees und gelegentlicher Punkattitüde.
Diesen Sound heute so unverfälscht zu spielen ist natürlich ganz schön ewiggestrig, aber es darf mal schwer davon ausgegangen werden, dass EARLY MAN auf genau diese Kiste mächtig Bock haben. Und wenn man sich so einige der frühen Helden heutzutage mal antut, merkt man überdeutlich, wer hier verdammt noch mal mit Herzblut reagiert und nicht mit halbgarem Pseudo-back-to-the-roots-Stoff um die Gunst der davongelaufenen Fans buhlt.
FAZIT: Wieso auf neue Alben alter Hasen warten, wen man das Gleiche von einer jungen, hungrigen Band haben kann? Und dann auch noch um Längen besser und ungeschliffen obendrein?
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.07.2010
Tim Ramage
Mike Conte, Pete Macy
Adam Bennati
The End Records
44:59
23.07.2010