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Eastern Front: Blood On Snow

Stil: Black Metal

Cover: Eastern Front: Blood On Snow

Wenn eine Band sich EASTERN FRONT nennt und die beiden Gitarristen die leicht fragwürdigen Pseudonyme Krieg und Holocaust verwenden, wird natürlich zunächst das übliche Prozedere provoziert, nämlich die Recherche, ob wir es hier möglicherweise mit Rechtsauslegern zu tun haben, was einen sofortigen Boykott des Albums nach sich ziehen würde. Allerdings wäre es verwunderlich, wenn ein etabliertes Label wie Candlelight Records nun in Sachen NSBM aktiv wäre. Auch ist es kaum vorstellbar, dass ANATHEMA-Keyboarder Les Smith und Brian Moss (DFS) in einem solchen Falle einen Track beigesteuert hätten. Und so bringt auch das Nachforschen bei den üblichen Quellen keinen Hinweis darauf, dass EASTERN FRONT politisch motiviert am rechten Rand tätig sind.

Betrachtet man nun das Albumcover mit dem Panzermotiv sowie die Songtitel, so vermutet man, es hier mit MARDUK-Epigonen zu tun zu haben, was aber nicht der Fall ist, denn EASTERN FRONT spielen einen überaus eigenständigen Black Metal, der nur hin und wieder in Sachen Gitarrenarbeit an ENDSTILLE erinnert ("Motherland"). Klar, die thematische Herangehensweise, nämlich das Interesse am zweiten Weltkrieg aus verschiedenen Sichtweisen ist alles andere als neu, wird aber gekonnt umgesetzt und darf als Corporate Identity der Band angesehen werden. Was auch dahingehend keine Bauchschmerzen verursacht, als dass keine tumbe Kriegsverherrlichung betrieben wird, sondern die emotionale Ebene der am Krieg beteiligten in Form von Hoffnung, Stolz, Kamerdschaft, Not, Trauer und Sieg veranschaulicht werden soll. Das ist sicherlich immer noch nicht jedermanns Sache, etwas Verwerfliches ist dabei aber auch nicht zu erkennen.

Soviel zu den Inhalten, widmen wir uns nun der Musik. Die Basis ist Black Metal, der sowohl im blastenden Uptempo, als auch in langsameren, hymnischen Geschwindigkeitsbereichen gespielt wird. Nicht selten werden dabei melodische und atmosphärische Elemente überaus gekonnt eingewoben und selbst akustische Passagen finden immer wieder ihren Platz in den Songs. Gerne schwenkt man auch innerhalb der Songs von Black zu Death Metal über, was auch in den Vocals nachvollzogen wird, so überzeugt Nagant nicht nur mit seinem manischen Gekeife, sondern auch mit tiefem, gutturalen Gegrowle. Vereinzelte gesprochene Passagen dienen der Atmosphäre des jeweiligen Songs. Die Mischung aus verschiendenen Genre-Elementen ist absolut gelungen und jederzeit nachvollziehbar und nie aufgesetzt wirkend. Die Songs haben einen guten Flow und wirken nie überladen, auch wenn viel in ihnen passiert. Auch die mehrfach verwendeten Samples mit Geräuschen und Stimmen aus Kriegssituationen passen gut ins Konzept. Das Songwriting ist auf einem wirklich hohen Niveau angesiedelt und im Grunde ist es unnötig, einzelne Stücke hervorzuheben, der abwechslungsreiche Opener (der natürlich kein SODOM-Cover ist), das melodische "Battle Of Smolensk", der Titeltrack oder das sich stetig steigernde, epische "Where Warriors Once Fell" am Ende des Albums sind aber wirklich außergewöhnlich gute Songs.

"Blood On Snow" wurde in Andy LaRocques Sonic Train Studios aufgenommen und von Anders Backelin (LORD BELIAL) hervorragend produziert, der Sound ist druckvoll und klar, dabei aber nie klinisch oder steril. So gefällt besonders, dass man z.B. den Bass immer gut heraushört, zumal er auch wirklich kompetent gespielt wird. Letztlich ist es schwierig, bei diesem Debütalbum Kritikpunkte zu finden.

FAZIT: Aus Großbritannien kommt nach WINTERFYLLETH mit EASTERN FRONT eine weitere Band, die tendenziell traditionelle Black Metal-Klänge mit hohem musikalischen Niveau zu bieten hat. Angesichts des wirklich guten Debütalbums darf man gespannt sein, zu was die Band in Zukunft fähig sein wird.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.09.2010

Tracklist

  1. Stalinorgel
  2. Battle Of Smolensk
  3. Blood On Snow
  4. Unleash The Panzer Division
  5. Motherland
  6. Moskvy
  7. At The Gates Of Moscow
  8. Where Warriors Once Fell

Besetzung

  • Bass

    Destroyer

  • Gesang

    Nagant

  • Gitarre

    Holocaust, Krieg

  • Schlagzeug

    Destruction

Sonstiges

  • Label

    Candlelight Records

  • Spieldauer

    49:17

  • Erscheinungsdatum

    13.09.2010

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