"Ich mache es euch nicht recht, ihr Wichser." - Ja, das hört man. "Fick dich und deine Meinung. Ich höre sowieso nicht hin." … Hach, manchmal ist blumige Poesie einfach nicht notwendig. Schiebt der Hörer Frust und ist fertig mit dieser Welt, gewinnt er mit den Zeitgeistern von EKPYROSIS vielleicht neue Freunde, die ihn und seine Menschenmüdigkeit verstehen.
Obwohl EKPYROSIS primitiv musizieren und durchaus schwarze Stilemente in der zerschlissenen Westentasche tragen, lassen sie sich nur am Rande mit Black Metal assoziieren - und wenn unbedingt, dann zuerst mit den Urhebern CELTIC FROST und an zweiter Stelle mit den Skandinaviern der zweiten Welle. Speziell die bleierne Schwere der durchweg titellosen Songs - die Texte sprechen deutlich genug aus, dass in Bonn und Umgebung nicht alles eitel Sonnenschein ist - macht den Vergleich mit Tom Warriors Schaffen stichhaltig, wo die furiose Bissigkeit und das Hektische der Polargebiete so gut wie nicht zum Tragen kommt. Mekka liegt bekanntermaßen auch für die Kollegen VALBORG in der Schweiz … Dies begründet sich vor allem in der Rhythmusarbeit, dem Minimalismus im Schlagzeugspiel, welcher sich einstweilen nur in Beckenschlägen und Snarepattern nebst kargem Bassdrum-Einsatz manifestiert. Im Melodiebereich herrscht entsprechende Öde, die allerdings ebenso wenig erzwungen wirkt wie die Wut. Letztere erfährt gerade ob der vordergründig prolligen Ausdrucksweise in den Lyrics eine gänzlich andere Musikwerdung; ihr Charakter, falls Wut einen solchen besitzt, ist auch trotz fehlender akustischer Sperrfeuer von roher und umso authentischerer (rettetätä den Komparativ) Natur. Kurz gesagt: EKPYROSIS stehen den Geistern des Black Metal so nahe wie viele Konformisten nicht, obwohl jene ihn nur am Rande tangieren, während diese sich nicht trauen, abseitige Wege einzuschlagen.
Und die beschreiten EKPYROSIS dafür so eigenwillig wie von den Strippenziehern gewohnt. Der dem Label seinen Namen gebende Zeitgeist klingt anders, doch dies ist nicht die einzige Art der Ironie, welche man "Ein ewiges Bild" eingestehen darf. Schließlich wildern die Musiker ebenfalls - basierend auf der zweiten Komponente ihres Sounds, die in diesen Zeilen noch nicht zur Sprache gekommen ist - in Postrock-Randgebieten, und speziell dieses Genre erfreut sich anhaltender "Hipness". Andererseits dürfte jedem potenziellen zukünftigen Fan aus dieser Sparte aber klar sein, dass Schönklang bei EKPYROSIS kaum stattfindet. "Ein ewiges Bild" perlt zäh an einer schroffen Eiswand hinab, nicht ohne zu berühren - bloß eben nicht auf anheimelnde Weise - ein dreiviertelstündiger Strom, bei dem man nicht permanent unter selbigem steht: die Klänge bleiben im Vagen, was eine genaue Einordnung betrifft, während die Botschaft im Minimalbooklet nachlesbar ist und ohnehin gut vernehmlich beknurrt und besungen wird. Eingeweihte wissen Bescheid.
FAZIT: EKPYROSIS sind etwas für die verschworene Zeitgeister-Klientel, die ISLAND und VALBORG ebenfalls lieben. Eigentlich müsste Sven von Ván diesen Kram signen; er würde sich bestens neben SIMPLE EXISTENZ machen. Wo das Feuilleton nach wie vor "teutsche" Musik sucht, die weder alten noch neuen Nationalismus-Klischees aufsitzt, wird derlei im experimentellen Metalbereich längst gespielt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.12.2010
Zeitgeister
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29.11.2010