Ein schwerer Brocken ist es, den die britischen Narkosatanisten ELECTRIC WIZARD mit ihrem siebten Album "Black Masses" servieren. Angesichts des Albumcovers glaubt man zwar zu ahnen, was einen erwartet, doch im Gegensatz zu manch anderem, derzeit angesagten Retro-Act, gehen die drei Herren und ihre Gitarristin wesentlich herber zu Werke.
Schön poppige Melodien mit dezentem Kifferflair oder ausufernde Gitarrenexpeditionen darf man auf "Black Masses" nämlich nicht erwarten. Stattdessen regiert staubtrockener, schwer substanzgeschwängerter und knarziger Doom, der einen die schweren Dopewolken fast schon riechen lässt. Der Bass dröhnt dabei überaus dominant, die Drums scheppern und die Gitarren riffen entweder langsam und tief gestimmt vor sich hin oder strapazieren mit Fuzz und Feedback. Dazu krakeelt Sänger Jus seine teuflischen Botschaften mit viel Hall und ebenso viel Ausdruck. "Black Masses" ist nicht bloß eine Reminiszenz an die 70er, sondern klingt aufgrund seiner Produktion tatsächlich so, als sei es vor 35 Jahren aufgenommen - analoger geht es kaum.
Man muss sich allerdings schon durch das Sounddickicht wühlen, um an den Kern der wahrlich nicht schlechten Songs zu gelangen. Die Details, die aus netten Nummern gute Lieder machen, liegen bei ELECTRIC WIZARD irgendwo in diesem wabernden Kosmos verborgen und lassen sich nicht mal eben so nebenbei ausmachen. Doch abgesehen vom abschließenden "Crypt Of Dragula", in der die Psychedelik auf die Spitze getrieben wird und welches für ungeübte Ohren recht anstrengend ist, hat jeder der anderen sieben Songs seine Feinheiten zu bieten. So ist der eröffenende Titeltrack so eingängig, wie es in dieser Spielart eben noch möglich ist, während "Turn Off Your Mind" mit seinen rockigen Anleihen auch noch einer der verträglicheren Songs ist. "Satyr IX" punktet mit gelungenen Harmonien, der atmosphärisch dichteste und letztlich auch beste Song ist das eindrucksvolle "Scorpio Curse".
FAZIT: Ohne eine Vorliebe für schwere, dröhnende Sounds und langatmiges Songwriting ist "Black Masses" nur schwer genießbar. Umgekehrt wird die anvisierte Zielgruppe mit einem überaus stimmigen, atmosphärischen und authentischen Werk bestens bedient. Möge jeder für sich entscheiden, wo er oder sie sich selbst sieht. Easy Listening geht jedenfalls ganz anders.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.11.2010
Tas
Jus Oborn
Jus Oborn, Liz Buckingham
Shaun Rutter
Rise Above Records
59:06
01.11.2010