ELUVEITIE hatte ich bisher immer unter skandinavischem Bierzelt-Metal abgelegt, warum auch immer. Denn mit Schunkel-Rhythmen und Mitgröhl-Refrains hat die Musik der Schweizer Band eigentlich nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich um eine sehr gelungene Mischung aus melodischen Göteburg-Death Metal a la DARK TRANQUILLITY und keltischen Folk-Elementen. Während der Melodic Death Anteil allein für sich genommen sicher keinen Originalitätspreis gewinnen würde, bekommt das Ganze durch die Folk-Passagen eine ganz eigene Note. Häufig fühle ich mich dabei an Musik zu Filmen wie „The Last Mohican“, „Braveheart“ oder „Far And Away“ erinnert. Das mag mancher kitschig finden, mir gefällt so etwas sehr.
Eine definitive Stärke der Band ist das Schaffen von harmonischen Übergängen. Im Gegensatz zu manch anderem Genre-Verteter wirken die melodischen Folk-Passagen nie wie Fremdkörper, sondern ergänzen sich mit Metal-Parts stetes zu einer sinnvollen Einheit. Meist sind die regulären Songs allerdings sehr ähnlich aufgebaut, d.h. nach einer metallischen Strophe folgt fast immer ein folkiger Refrain. Das wirkt über die Albumdistanz zunehmend vorhersehbar, auch wenn zwei ruhige Instrumentals für etwas Abwechslung sorgen.
Ebenfalls der Haben-Seite können ELUVEITIE den allseits beliebten Elfen-/Geröchel-Wechselgesang verbuchen, was vor allem an den gekonnten Einlagen der etatmäßigen Drehleier-Spielerin Anna Murphy liegt, die z.B. einen Song wie „Quoth The Raven“ zu einem echten Hit-Kandidaten aufwertet. Meine persönlichen Highlights sind außerdem der ohrwurmige Opener „Everything Remains (As It Never Was)“ und das abschließende „Lugdunon“, welches mich von der Melodieführung gar ein wenig an die CRANBERRIES erinnert. Würden sich noch mehr Songs diesen Kalibers auf dem Album finden, wäre es sicher einer der Top-Alben 2010. Dem ist leider nicht so, obwohl keiner der übrigen Beiträge qualitativ dramatisch abfällt.
Bleibt noch anzumerken, dass es in Hinblick auf Sound, musikalisches Können und Covergestaltung nichts zu mäkeln gibt.
FAZIT: “Everything Remains (As It Never Was)” ist ein sehr gutes Album in der Schnittmenge von melodischem Death Metal und Folk, das mit einem erfreulichen Maß an Eigenständigkeit und einigen wirklich tollen Songs punkten kann. Etwas mehr Innovationsfreude bei den Metal-Anteilen und Abwechslung im Songaufbau hätte zu einer höheren Bewertung geführt. Trotzdem empfehlenswert.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.03.2010
Lay Brem
Chrigel Glanzmann
Ivo Henzi, Simeon Koch
Merlin Sutter
Mandolin, Uillean Pipes, Bodhràn, Tin & Low Whistles, Gaita - Chrigel Glanzmann; Fiddle - Meri Tadic; Hurdy Gurdy - Anna Murphy; Bagpipes, Whistles - Päde Kistler
Nuclear Blast
47:09
19.02.2010