Man stelle sich vor, FEAR FACTORY würden alle Melodien, Refrains und Hooks über Bord werfen und sich fast ausschließlich auf das typische, brachiale Stakkato-Riffing beschränken, vorgetragen unisono von Gitarre und Schlagzeug. Hört sich irgendwie eintönig an? Genau so klingt aber „No God Slave“ von EMBRYO über weite Strecken. Gitarrist Uge scheint die höheren Bereiche seines Griffbretts nie gesehen zu haben und hackt stattdessen wie besessen ein brutales Riff nach dem anderen herunter, als ginge es um einen Work-Out des rechten Handgelenks. Die Drums ballern und tackern synchron zu seinen Anschlägen wie eine Nähmaschine, wobei die Doublebass nicht selten in High-Speed-Regionen vordringt. Echte, wirklich hervorstechende Refrains gibt es so gut wie gar keine, nur ganz selten hebt sich überhaupt mal ein Part gegenüber dem Rest ab. Auch Sänger Roberto variiert lediglich zwischen tiefem Grunzen und aggressivem Schreien. Für die einzige melodische Komponente sorgt stattdessen Keyboarder Simone. Seine Tastenarbeit und Sounds erinnern vereinzelt an diverse Progressive-Metal-Bands. Oft werden die Keyboards auch in Black-Metal-Manier atmosphärisch eingesetzt, Industrial- oder Elektronik-Einflüsse wie beim großen Vorbild gibt es dagegen nicht zu hören. Leider können die Keyboards lediglich kleine Farbtupfer setzen und werden meist in den Hintergrund gemischt, frischen aber immerhin das stumpfe und ununterbrochen aggressive Riffing etwas auf.
Die brutale und heftige Gitarrenarbeit ist etwas mehr dem Thrash Metal zugetan, während vor allem der Gesang, aber auch vereinzelte Blastbeats oder schnellere Riffs eher dem Death Metal zuzuordnen sind. Das Ganze wird professionell vorgetragen und verfügt über eine sehr druckvolle Produktion. Passend zur musikalischen Ausrichtung braucht man zwar über natürliche und warme Klänge nicht zu reden, aber der Sound walzt ähnlich kompromisslos alles nieder wie die Produktionen von FEAR FACTORY. Allerdings wirkt das Album trotz kurzer Songs und entsprechend knapper Spielzeit aufgrund der fehlenden Abwechslung und des dauerhaften Geballers schnell ermüdend. Eigentlich schade, denn wenn EMBYRO nur mal ein klein wenig variieren, klingen die Songs gleich viel interessanter. In „The Scarecrow“ oder „Dark Passenger“ lässt die Band zur Auflockerung Akkorde auch mal stehen oder verwendet vereinzelt andersgeartete und melodische Riffs. Leider bleiben das Ausnahmen, und auch diese können kompositorisch noch nicht vollständig überzeugen, dazu fehlen einfach die wirklich packenden Momente. Fast scheint es, als hätten sich auf „No God Slave“ vor allem Musiker, Techniker und Rhythmus-Freaks verewigt, jedoch keine Songwriter.
FAZIT: Keine Frage, EMBRYO klingen überaus aggressiv und hacken sich mit Brachialgewalt durch vermeintliche Songs. Allerdings stellt sich die Frage, wer sich so etwas ununterbrochen fast ohne Variation anhören will. Die dezenten Keyboardeinsätze wissen durchaus zu Gefallen, sorgen jedoch einfach nicht für genug Abwechslung und können auch nicht von den kompositorischen Mängeln ablenken. Wer sich jedoch gerne von brutalen Stakkato-Riffs auf Dauerrotation beschallen lässt, ohne dass diese einem schlüssigen Songwriting dienen müssen, der sollte vielleicht mal ein Ohr riskieren.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.02.2010
Rospy
Roberto
Uge
Simone
Reynoldz
Rising Records
36:11
15.02.2010