Ursprünglich als Duo gestartet, ist diese deutsch-französische Allianz zu einer Band im klassischen Rock-Lineup konvertiert. Diese Metamorphose schlägt sich auf Akte Nummer drei auch musikalisch nieder, denn statt Synthesizern und elektronischen Rhythmen regiert fortan überwiegend Indie Rock mit Sixties- und Punkrock-Färbung. Auch wenn der alte Sound cool war – der neue ist es in nicht minderem Maße. Isabelle Frommers süßlich-jugendliche Stimme passt jedenfalls prima zu den straighten Stücken, die starke Reminiszenzen an THE KINKS, CHUCK BERRY, THE BEATLES, aber auch an THE CLASH, punkige NO DOUBT, THE PIXIES et cetera wecken. Hier und dort kommen einem des öfteren auch einmal TOPLOADER in den Sinn, wenngleich in rockigem Kontext.
Einige zusätzliche Instrumente, die von Song zu Song variieren, verleihen den Songs eine angenehm schrullige Atmosphäre – sei es die Bassklarinette, das Glockenspiel, das Baritonsaxophon, die Trombone oder der ein oder andere Synthesizer. Doch niemals verwässern diese Einsätze die minimalistische Essenz der mittlerweile meist englisch, gelegentlich aber immer noch französisch und deutsch betexteten Songs. Mit dem Remake des „Petites Filles Back In Town“-Tracks „Sing Song Girl“ (sehr punkig) und dem herrlich cheesigen Duett „Mit Namen und mit Bildern“ zaubern ER FRANCE obendrein noch zwei wertige Schmankerl aus dem Hut.
FAZIT: Der garagige Indie-Rock von ER FRANCE besticht durch nobles Understatement und Pop-Appeal, lediglich die gelegentlich auftretende Monotonie dreht den senkrecht nach oben zeigenden Daumen um etwa 30° nach unten.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.02.2010
Daniel Decker
Isabelle Frommer
André Tebbe
Janosch Brenneisen
lolila Records
42:17
22.01.2010