Der Name EVIG NATT bezieht sich keineswegs auf regnerische Wetterlagen in ihrer norwegischen Heimat, sondern bedeutet „Ewige Nacht“. Passend zu dieser unerfreulichen Aussicht hat das Quintett um diverse THUNDRA-Musiker seinen Zweitling „Darkland“ getauft.
Kein erbauliches Szenario also, ganz im Gegensatz zu den neun Songs des Albums, die erfreulich weit vom Begriff des charttauglichen aalglatten Gothic Rock entfernt angesiedelt sind, abwechslungsreich und unpoliert „Metal“ groß schreiben und zu „Gothic“ hauptsächlich durch den Gesang von Kirsten Jørgensen werden. Der Band wird der Vergleich sicher schon zu den Ohren herauskommen, aber immer wieder sind die Reminiszenzen zu alten MY DYING BRIDE und THE GATHERINGs „Mandylion“ offensichtlich, bei „Until The End“ drängt sich sogar kurz der Gedanke an eine Coverversion auf, bevor EVIG NATT die Maske ablegen und ein eigenes Gesicht bekommen.
Und dieses Gesicht wird hauptsächlich durch das Zwiegespräch zwischen dem wirklich böse gegrowlten männlichen Gesang und dem genretypischen weiblichen Elfengesang bestimmt, der aber im Gegensatz zu dünnbrettigen Gruselkapellen wie LEAVES' EYES nicht schwachbrüstig wirkt, sondern bei aller Verspieltheit Power und Ausdruck hat. Wenn vielleicht alte THE GATHERING das Fundament zu „Darkland“ bilden, geben sich EVIG NATT im Überbau insgesamt deutlich weniger progressiv und verspielt, sondern sind eher wild und rau, sogar schwarzmetallische Raserei schleicht sich ein ums andere Mal ein und lässt so keine Langeweile aufkommen.
FAZIT: Dem abgegriffenen Terminus „Gothic Rock“ verpassen EVIG NATT mit “Darkland“ eine gehörige Metal-Injektion. Eingängige, aber trotzdem unangepasste Songs mit erfrischender Natürlichkeit und Wildheit im bekannten Kontext lassen den Daumen nach oben wandern und ein klares: TIPP! erschallen. Guter Stoff.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.04.2010
Stein R. Sund
Kirsten Jørgensen, Oskar Naley
Ruben Osnes
Harald M. Revheim
Black Bards Entertainment
56:44
09.04.2010