Nichts gegen räudigen, punkgefärbten Speed- und Thrash Metal der ganz alten Schule, besonders auch dann, wenn er von EXCITER kommt. Wenn sich aber eine Legende, die so manches Vermächtnis, ja so manchen Meilenstein abgeliefert hat, dermaßen selbst demontiert wie die Kanadier es mit dieser Scheibe erneut tun, kommt das einer Tragödie gleich.
Es fängt mit dem unfassbar grausigen Frontcover an, zu dem ich mir einen Kommentar lieber sparen möchte, außer dass ich vermute, dass es recht bald in einem der berühmten Spiegel Online-Artikel „Die schlimmsten Plattencover...“ vertreten sein wird. Nun, darüber könnte man hinwegsehen, doch das Elend bohrt seine Krallen auch tief in das Fleisch, sprich in die Musik, hinein. Neu-Sänger Kenny Winter, der schon den 2008er Vorgänger „Speed, Thrash, Burn“ besang, macht den Anschein, als wolle er Rob Halford und OVERKILLs Blitz persiflieren, doch leider ist es wohl so, dass der sympathische Wonneproppen die Sache ernst meint und sein Ding mit voller Überzeugung durchzieht. Was die musikalische Selbsttreue angeht, so ist nicht diese ein weiterer Kritikpunkt, sondern der uninspirierte Umgang mit den eigenen Wurzeln – erschreckend substanzarm rauschen die neun Songs am Hörer vorbei, sodass „Death Machine“ statt dem erhofften Schlag in die Fresse nichts weiter ist als ein toter Fisch, der im bereits absteigenden Stadium des Flugbogens gegen die Wand klatscht.
Viele werden den Sound ebenfalls als „schlecht“ empfinden, doch die angenehm altbackene Produktion – ganz ohne Gitarren-Anabolika oder Triggerdrum-Botox – und der minimalistische Mix haben etwas Schrulliges, Aufrichtiges, angenehm Echtes an sich. Nicht selten werden auch Assoziationen an die norwegische Frühneunziger-Black Metal-Welle wach, was in gelesener Form absurd anmuten mag, doch in gehörter Form nach entsprechendem Vergleich nachvollziehbar werden dürfte. Doch was hilft dieses Plus, wenn der musikalische Inhalt in etwa der Muskelkraft eines Popeye ohne Spinat entspricht?
FAZIT: EXCITER anno 2010 bieten nichts weiter als Alibi-Stoff für hängengebliebe hypertrue Mittvierziger-Reste, die alles Neue verteufeln. Den seligen Speed-/Thrash-Zeiten hinterhertrauern und dabei aufgrund ihrer Ignoranz versäumen, dass es mittlerweile unglaublich viele Nachwuchsbands auf der gleichen Schiene gibt, die das Ding deutlich glaubwürdiger und vor allem besser durchziehen. Die ihre Kutte immer noch nicht gewaschen haben und denen nicht nur dadurch die 27. Freundin davongelaufen ist. Also, schön weiterschlafen. <i>La le lu, nur der Mann im Mond schaut zu...</i>
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.10.2010
Clammy
Kenny Winter
John Ricci
Rick Charon
Massacre Records
40:49
22.10.2010