Wie am Namen unschwer zu erkennen, ist F.E.A.S.T. das Kind des italienischen Allrounders Fabri Kiareli. Kennt ihr nicht? Macht nichts, es gab bisher auch noch keinen nennenswerten Anlass, den Mann aus Mailand auf der Rechnung zu haben. Ab sofort darf man sich den Namen aber durchaus merken, denn was er auf "Rise" (fast) im Alleingang abgeliefert hat, kann sich durchaus hören lassen und braucht sich zudem vor den Arbeitsnachweisen diverser kompletter Bands nicht verstecken.
Abgesehen vom Schlagzeug, für das er einen alten Kumpel namens Mao Granata gewinnen konnte, wurde hier also alles von Signore Kiareli persönlich bedient - dem man zudem noch attestieren kann, dass er mit seinen Stimmbändern umzugehen weiß. Sein Gesang fällt in seinem melodischen Heavy- und Hardrock neben seinen Gitarrenqualitäten dann auch am deutlichsten ins Gewicht. Dieser erinnert bei der Suche nach Vergleichsstücken ein wenig an Steve Grimmett zu dessen LIONSHEART-Zeiten oder auch wie auf dessen jüngsten Veröffentlichungen. Dazu passt auch, dass einem in vielen Songs auf "Rise", etwa bei "Dangerous Love", "(Ain't Done) 'Til It's Over" oder "Burning Fever", einzelne Versatzstücke wiederholt und gerade auch stimmlich an WHITESNAKE denken lassen.
Die Achtziger haben es dem Italiener auch insgesamt hörbar angetan, die Zeiten also, als Bands wie WHITE LION, DOKKEN und WINGER in der Blüte standen, die er zu seinen Favoriten zählt. EUROPE kann man vom Härtegrad bei Nummern wie "Follow The Way" ebenfalls noch als Einfluss nennen, und wer an AXEL RUDI PELL zu Zeiten seiner ersten (Solo-)Alben, als dieser noch erdiger und gradliniger als heute agierte, seine Freude hatte, wird mit den treibenden Songs wie "Fire And Dynamite", "Love Renegade" oder "Win Or Lose" ebenfalls seine Momente finden.
So weit also alles gut, wenn auch nicht spektakulär, was sich auf "Rise" abspielt, dabei zweifellos kompetent und äußerst selbstbewusst umgesetzt. Als Makel ist dennoch zu nennen, dass die einzelnen Song allgemein etwas zu lang ausgefallen sind - in der Mehrzahl über fünf Minuten - was trotz der ungebremsten Spielfreude des Maestro der Spannung nicht immer zuträglich ist. Gerade bei gedrosselteren Nummern wie "Cold Hearted" und mehr noch bei der Ballade "Broken Dreams" mit seinen sechs Minuten tun sich dann einige Längen auf. Der Gipfel seiner Mitteilungsfreudigkeit ist am Ende mit dem fast 11-minütigen "The Meaning Of Life" (inklusive Pause und akustischem Ausklang) aber wieder sehr gelungen ausgefallen. Mit gefühlvollen SCORPIONS-Vibes startend, entwickelt sich die Nummer zu einem abwechslungsreichen Album-Highlight.
FAZIT: Man merkt zu keiner Sekunde, dass es sich bei F.E.A.S.T. um ein Ein-Mann-Projekt (okay: plus Drummer) handelt. Daran ändert auch nichts, dass sich Fabri Kiareli auf ziemlich abgegrastem Terrain bewegt und sein überlanges Debüt nicht über die ganze Laufzeit spannend gestalten kann. Ein gelungenes Album zwischen melodischem Metal und Hardrock ist ihm dennoch geglückt, auf dem sich bestens aufbauen lässt. Und mal schauen, was F.E.A.S.T. zukünftig noch zu bieten hat, jetzt, da er nach der Aufnahme dieses Albums weitere Mitstreiter gefunden hat und man nun als richtige Band weiterzumachen gedenkt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.10.2010
Fabri Kiareli
Fabri Kiareli
Fabri Kiareli
Fabri Kiareli
Mao Granata
Avenue Of Allies
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15.10.2010