Endlich ist es soweit! Kaum eine Scheibe habe ich so erwartet wie den neuen Rundling der „Angst-Fabrik“. Neben MACHINE HEAD gehören FEAR FACTORY zu den Bands, die Mitte der Neunziger Akzente im modernen Metal gesetzt haben. Neu und unverbraucht krachte damals das Debut der aus Los-Angeles stammenden Band aus den Boxen. 1995 schaffte man, drei Jahre später, mit „Demanufacture“ den verdienten Durchbruch. Ein maschinelles, schier unmenschliches Schlagzeugspiel, dazu den immer fett krachenden Tieftöner und fertig war die perfekte Backline, welche genügend Deckung für Dinos schnelle und derbe Riffs und Burtons heftigen Gesang mit melodischen Sprengseln schaffte - Fertig war der Sound von FEAR FACTORY!
2002 verließ Dino Cazares (u.a. DIVINE HERESY) nach Streitigkeiten mit Burton C. Bell seine Hauptband und konzentrierte sich auf seine zahlreichen Nebenaktivitäten. 2004 ist es dann soweit und FEAR FACTORY spielen in neuem Line-Up sozusagen ein Comeback ein. Bassist Christian Olde Wolbers wechselt vom Bass zur Gitarre und der Bass wird fortan vom STRAPPING YOUNG LAD-Mucker Byron Stroud bedient. Seit diesem Zeitpunkt konnte FEAR FACTORY nicht mehr wirklich überzeugen, obwohl man kein wirklich schwaches Album veröffentlichte.
Nach nunmehr sechs Jahren seit dem Auseinandergehen der Gründungsmitglieder ist mit Dino und Burton der Kern des FEAR FACTORY-Sounds wieder vereinigt. Als Rhythmus-Sektion immer noch mit an Bord der Kanadier Byron Stroud und Schlagzeug-Ikone Gene Hoglan (u.a. DEATH, DARK ANGEL).
Wie Burton in einem Statement mitteilte, wollte er zurück zum maschinellen, unterkühlten Sound der Anfangstage. Nun, das ist ihnen definitiv gelungen!
Man könnte sagen, dass „Mechanzie“ das Album ist, welches nach „Demanufacture“ hätte kommen können, oder gar sollen. In einer knappen Dreiviertelstunde Musik liefern Burton C. Bell und Co. genau das, was die meisten Fans der ersten Stunde hören wollen. Der Sound ist druckvoll und es hagelt gute Songs. Man nehme nur „Industrial Discipline“. Hartes, gedoppeltes Riffing, ultraheftiges Doublebass-Spiel von Gene Hoglan und diese unnachahmlichen Vocals von Burton. Schrei-Passagen wechseln mit dem melodischen Gesang wie er zuerst auf „Demanufacture“ (in Perfektion!) auftauchte.
„Powershifter“ ist sowas wie der Hit der Platte. Schnell, heftig, zum richtigen Zeitpunkt eingängig und auf den Punkt gebrachte Härte. Hier verbinden sich Thrash-Metal mit Modern-Metal und natürlich Industrial. Ein Killer-Refrain tut sein übriges, um den Song demnächst im Live-Programm rotieren zu lassen.
Große Experimente darf man vom futuristischen Sound von FEAR FACTORY allerdings nicht erwarten. Zu festgefahren ist die Band in ihren alten und bewährten Werten. Neue Impulse wie z.B. der Hip-Hop-Einfluss auf „Obsolte“ sind vorbei.
FAZIT: Anhänger des zweiten und erfolgreichsten Albums werden Freudensprünge machen, wenn sie „Machinze“ wieder und wieder auflegen. Nachdem ich das Album jetzt über 20 Mal gehört habe, muss ich feststellen, dass nicht jeder Song zwingend ist.
Dennoch muss man FEAR FACTORY ein Klasse-Album bescheinigen, das ich ihnen so nicht mehr zugetraut hätte. Die meisten Anhänger wird es sicher zufriedenstellen - eine neue Fan-Basis damit aufzubauen, schlägt meines Erachtens jedoch fehl. Dazu fehlen einfach die neuen Impulse. Ein paar mehr Gänsehaut-Momente mehr und es hätte ein neues Sci-Fi-Epos, digitales Breitwandkino für die Ohren werden können. Das klingt jetzt negativer als es ist. „Mechanize“ ist trotz allem ein wirklich gutes Album, das in seiner Art für sich steht!
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.02.2010
Byron Stroud
Burton C. Bell
Dino Cazares
Gene Hoglan
AFM Records
44:50
05.02.2010