Häufig ist es ja so, dass Bands, die unter dem Banner „Folk“ und „Mittelalter“ musizieren, lediglich banalen Metal mit etwas Pflichtfolklore vermengen. Gänzlich anders sind da die Schweden FEJD, bei denen Folklore tatsächlich den Hauptteil der Musik ausmacht, Rock und Metal hingegen eher ganz weit im Hintergrund stattfinden. Mit mittelalterlichen Instrumenten wie Drehleier, Dudelsack, Kuhhorn, obendrein mit Harfe, Violine und weiterem akustischem Allerlei bewaffnet und dezent von Bass, Gitarre und Keyboard flankiert – lediglich das Schlagzeug fristet als eines der modernen Instrumente ein vordergründigeres Dasein -, zündet das Quintett ein stimmungsvolles, mystisches Feuerwerk, das zum Schunkeln und Schwofen animiert.
FEJD sind allerdings eine ganze Ecke authentischer und niveauvoller unterwegs und haben mit nacktbierbäuchigen Wacken-Trinkhornschwingern absolut nichts am Hut – sowieso wird so mancher Metalfan bei „Eifur“ vergeblich nach den bratenden Sechssaitern oder sonstiger Kraftmeierei suchen. Das dargebotene Material trieft vor Hingabe, vor Herzblut, vor ehrlicher Liebe zu mittelalterlichen Klängen, und es liegt nicht zuletzt auch an den beeindruckenden Fähigkeiten der Musiker, dass das ganze auch entsprechend echt und aufrichtig in musikalische Form konvertiert wird – ganz egal, ob es das ursprünglich als Folk-Duo gestartete Rimmerfors-Brüderpaar oder die von der Band PATHOS stammenden drei Mitmusiker sind, alle glänzen sie mit unglaublich viel Anspruch und Gefühl – besonders Patrik Rimmerfors' in schwedischer Sprache vorgetragener Klargesang geht tief unter die Haut.
FAZIT: „Eifur“ ist ein klischeefreies, enorm starkes und niemals aufgesetztes Album ohne einen ernsthaften Schwachpunkt – außer vielleicht, dass sich die einen oder anderen Ideen mal etwas ähneln. FEJD demonstrieren rund fünfzig Minuten lang, wie Folklore und Moderne perfekt miteinander harmonieren können. Zudem haben es die fünf mal eben fertig gebracht, mich mit einer Stilkombination, mit der man mich eigentlich meilenweit jagen kann, komplett aus den Latschen zu hauen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.11.2010
Thomas Antonsson
Patrik Rimmerfors, Niklas Rimmerfors
Lennart Specht
Lennart Specht
Esko Salow
Patrik Rimmerfors – Bouzouki, Schwedischer Dudelsack, Maultrommel, Kuhhorn, Weidenflöte, Holzpfeife; Niklas Rimmerfors - Drehleier
Napalm Records
50:01
29.10.2010