2010 war das Jahr der 80er-Thrash-Ikonen aus der zweiten Reihe. HEATHEN, OVERKILL, EXODUS, DEATH ANGEL und FORBIDDEN konnten alle mit durchweg überzeugenden Alben auftrumpfen, ohne dabei in nostalgisches Selbstkopieren zu verfallen. Eine Band dieser Kategorie hatten aber vermutlich nur die wenigsten auf dem Schirm, obwohl gerade diese Formation über all die Jahre konstant Alben veröffentlichte, dabei aber von der Mehrheit des Metal-Volkes weitgehend ignoriert wurde. „Von FLOTSAM AND JETSAM braucht man nur die ersten beiden Alben“ ist die landläufige Haltung zu den Thrashern aus Phoenix. Damit hat man der Band schon in der Vergangenheit Unrecht getan, zumindest was einen Teil ihrer späteren Veröffentlichungen angeht, aber spätestens mit Erscheinen des aktuellen Albums „The Cold“ sollte sich diese Einstellung als unhaltbar durchsetzen. Denn das 10. Studio-Werk ist schlicht ein Hammer geworden.
Das lässt sich schon am äußerst geschmackvollen und düsteren Coverartwork sowie der schlichten Gestaltung des Booklets festmachen. Und wenn die melancholische, von Klavier-Klängen begeleitete erste Strophe des Openers „Hypocrite“ erklingt, packt einen auch sofort die Begeisterung für einen der großen Pluspunkte von „The Cold“: Ausnahme-Frontmann Eric A.K. singt wie ein junger Gott und sprudelt nur so vor großartigen Gesangsmelodien. Egal ob getragen, ob schnell und hart oder im groovigen Midtempo-Bereich, der Mann macht immer eine gute Figur und gehört zweifellos zu den ganz Großen. Diesmal setzen ihn seine Mitstreiter besonders gekonnt in Szene und letztlich findet sich kein auch nur ansatzweise schwacher Song auf diesem Album, vielmehr punktet die Band mit tollen Melodien, herausragenden Gitarren-Soli und Klasse-Riffs wie z.B. in „Take“, „Black Cloud“ oder „Blackened Eyes Staring“, die wiederholt nicht nur an NEVERMORE erinnern, sondern erfreulicherweise auch deren Klasse erreichen. Mit „K.Y.A“ wagt sich die Band gekonnt in den Uptempo-Bereich vor und der Song macht seinem vollständigen Titel wirklich alle Ehre. Ganz großes Kino sind die ruhigen und getragenen Passagen des Albums. Hier erinnern die Atmosphäre und Erics Gesang manchmal sogar an QUEENSRYCHE zu ihren besten Zeiten. Den absoluten Höhepunkt stellt in dieser Hinsicht „Better Off Dead“ dar, der mit schlicht perfekten Melodien zu begeistern weiß. Aber auch der semi-balladeske Titelsong und das abschließende „Secret Life“ stehen dem kaum nach. Erfreulicherweise rundet auch der Sound das Gesamtbild positiv ab, was in der Vergangenheit leider nicht immer der Fall war.
Unglücklicherweise ist das Album im Moment etwas schwierig erhältlich, das sollte sich aber spätestens ab Mitte Februar mit dem neuen Nuclear Blast-Vertrieb ändern.
FAZIT: „The Cold“ ist für mich die Überraschung des Jahres. Das Album schafft es tatsächlich wieder qualitativ an die beiden übermächtigen Frühwerke anzuknüpfen und klingt dabei kein bisschen antiquiert, sondern frisch und modern. Dieses Album muss eigentlich jeder Metal-Fan mindestens antesten, auch wenn er in der Vergangenheit vielleicht schon mal die eine oder andere Enttäuschung mit Alben aus dem Hause FLOTSAM AND JETSAM erlebt haben sollte.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.12.2010
Jason Ward
Eric A.K.
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14.09.2010