Nachdem sich in den vergangenen beiden Jahren die Erste-Liga-Thrash-Bands der 80er mal mehr, mal weniger gelungen auf ihre Wurzeln besonnen haben, war dieses Jahr die (erfolgstechnisch gesehen) zweite Garde an der Reihe. Nach HEATHEN, OVERKILL, EXODUS und DEATH ANGEL kommen nun auch die zwischenzeitlich aufgelösten FORBIDDEN mit einem, an die alten Zeiten angelehnten, neuen Album um die Ecke. Und auch der Bay-Area-Fünfer tut es der Konkurrenz gleich: An die Karriere-Highlights (in diesem Fall „Forbidden Evil“ und „Twisted Into Form“) kommen sie zwar nicht heran, aber die Band schafft es, den ureigenen Sound wieder zu erwecken, ohne sich dabei selbst zu kopieren und fügt dem Ganzen sogar noch einige neue Nuancen hinzu. Etwas, was die komplette neue Thrash-Welle nicht mal im Ansatz auf die Kette bekommt.
Auch wenn das (mäßig umgesetzte) Cover versucht, Assoziationen zum legendären Debüt zu wecken, knüpft „Omega Wave“ doch eher am großartigen Zweitwerk "Twisted Into Form" an. Zwar gibt es einige schnelle Thrasher wie „Forsaken At The Gates“, „Adapt Or Die“ oder das Titelstück, aber meist dominiert (gekonntes) grooviges Midtempo mit durchdachtem, verschachteltem und abwechslungsreichem Riffing. Wahrscheinlich bekommt auch Russ Anderson die markanten Schreie aus den seligen Anfangstagen nicht mehr hin, was ihn allerdings nicht daran hindert, die Songs mit tollen, eigenständigen Melodien und Ideen zu veredeln. Die Highlights auf dem insgesamt fünften FORBIDDEN-Album stellen, neben den bereits erwähnten Uptempo-Brechern, das bedrohliche „Swine“, das melodische „Dragging My Casket“ und das von einem grandiosen Riff getragene „Hypnosis“ dar. Wirkliche Ausfälle gibt es keine zu vermelden, „Omega Wave“ braucht allerdings eine gewisse Zeit, bis sich dem Hörer alle Feinheiten erschließen.
Der druckvolle Sound passt wie die berühmte Faust aufs Auge, das halbneue Gitarren-Duo Craig Locicero/Steve Smyth schüttelt sich reihenweise großartige Riffs und Soli aus den Handgelenken und für gute, intelligente und kritische Texte war die Band ja schon früher bekannt.
FAZIT: FORBIDDEN sind zurück und erfreuen den geneigten Thrash-Fan mit einem guten, wenn vielleicht auch nicht überragenden neuen Album, das sich qualitativ etwas hinter den aktuellen Werken von OVERKILL, HEATHEN und EXODUS, aber auf einer Stufe mit dem aktuellen DEATH ANGEL-Output einreiht.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.11.2010
Matt Camacho
Russ Anderson
Craig Locicero, Steve
Mark Herndandez
Nuclear Blast
61:35
22.10.2010