Die Skepsis war groß, als die AOR-Helden von Foreigner 2009 nach jahrelanger Funkstille ihr neues Studiowerk "Can`t Slow Down " mit Neu-Sänger und Lou Gramm-Nachfolger Kelly Hansen ankündigten.
Gerade Gramms Gesangsleistungen auf Klassikern wie "4" oder "Agent Provocateur" machten das gewisse Etwas aus und auch ich konnte (und wollte) mir die Formation nicht mit einem anderen Frontmann vorstellen.
Doch allen Unkenrufen zum Trotz überzeugte das Comeback auf ganzer Linie, Ex-Hurricane und Unruly Child-Fronter Hansen machte seine Sache mehr als ordentlich und auch live überzeugte die Truppe um Gitarrist Mick Jones.
Bester Beweis hierfür ist das aktuelle Livealbum "Can`t Slow Down ... when it`s live", aufgenommen Anfang des Jahres im amerikanischen Nashville/Tennessee.
Die Band, u.a. mit Ex-Dokken-Mitglied Jeff Pilson am Bass, überzeugt durch Spielfreude, das Publikum hat hörbar Spaß und feiert sowohl alte Klassiker wie die unverwüstlichen "Cold as Ice" und "Urgent“ ab, als auch aktuelles Material in Form von "In Pieces" oder "When it Comes to Love".
Überhaupt fällt auf, dass Kelly Hansen zu keinem Zeitpunkt versucht, in die Fußstapfen seines übermächtigen Vorgängers zu treten, sondern es durchaus versteht, den x-mal gehörten alten Gassenhauern seine eigene Note zu verpassen ohne ihnen die Identität zu nehmen. Alleine dafür gebührt ihm schon mal eine gehörige Portion Respekt.
Punktgenau, weitaus härter als von ihren Studioalben gewohnt und beeindruckend routiniert (wohlgemerkt nicht langweilig) spielt sich die Band durch den Gig, welcher in einer grandiosen Version von "Hot Blooded" seinen Höhepunkt findet.
Einziger (kleiner) Kritikpunkt: Leider zeigt sich die Truppe in der Auswahl ihrer Setlist seit Jahren variabel wie ein Brett.
Wer so viele Klassikeralben produziert und Übersongs im Reportoire hat (als Beispiel würden mir spontan " Women in Black" oder "Inside Information" in den Sinn kommen), der darf auch gerne mal in der Auswahl der Songs überraschen. Zumal auf beiden Tonträgern noch reichlich Platz vorhanden gewesen wäre.
Abgesehen davon hat man es hier mit einem empfehlenswerten Livemitschnitt zu tun, der Spaß macht, die Stimmung gut einfängt und zeigt, dass die Band trotz ihres mittlerweile beträchtlichen Alters noch in der Lage ist, die Massen zu begeistern.
<span style="font-style: italic;">Frank</span>
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.11.2010
Jeff Pilson
Kelly Hansen
Mick Jones, Tom Gimbel
Michael Bluestein
Brian Tichy
Tom Gimbel (Saxophon)
Edel Music
42:43 + 49:56
22.11.2010