Über GAMMA RAY muss man nicht mehr viele Worte verlieren. In Sachen Melodic Power Metal sind sie zusammen mit HELLOWEEN das deutsche Aushängeschild schlechthin. Und entweder mag man ihren Stil oder nicht, dazwischen gibt es eigentlich nicht viel. Mit "To The Metal" bringen sie inzwischen ihr zehntes Full-Length-Werk auf den Markt.
Ich bin eigentlich gar nicht sicher, was ich mir zuvor von dem Album versprochen habe, werde aber gleich mal angenehm überrascht: mit "Empathy" eröffnet ein vergleichsweise düsterer und tiefgründiger Stampfer den Reigen. Böse Begriffe wie "Happy Metal" kommen mir hierbei so gar nicht in den Sinn, vielmehr ist der Song eher nachdenklich und vielschichtig und wird nur zum eigentlichen Höhepunkt einigermaßen eingängig. Auch die Arrangements sind abwechslungsreich und gut ausgearbeitet. Ein ungewöhnlicher und unerwarteter, aber gutklassiger Auftakt.
Bei "All You Need To Know" lassen GAMMA RAY dann dem melodischen Speed Metal freien Lauf und erinnern an gute, alte Zeiten. Die Energie, die der Song versprüht, und die Melodie kommen gut rüber. "Time To Live" ist ein typischer Melodic-Power-Metal-Song, dessen Refrain man schon nach dem ersten Hören mitgröhlen kann und dessen Rhythmus ganz automatisch ins Blut übergeht. Beim Titeltrack muss ich dann wieder mal verwundert aufblicken. GAMMA RAY goes U.D.O.? Zumindest bin ich von Meister Dirkschneider oder seiner früheren Band ACCEPT solche true-en, hymnischen Stampfer viel eher gewohnt, als von den Hamburgern. Es handelt sich dabei sicherlich um eine Live-Hymne par excellence, in den heimischen vier Wänden kann der Song seine Wirkung nicht ganz so perfekt entfalten.
"Rise" ist dann mehr GAMMA-RAY-Standardware, bevor die Hanseaten mit "Mother Angel" ein ordentliches Riffmonster auf die Hörer loslassen, dem es freilich auch nicht an einem gelungenen Höhepunkt fehlt. Mit "Shine Forever" folgt ein Power-Metal-Kracher, der mich so ein wenig an die großen Rivalen von HELLOWEEN zur Kiske-Ära erinnert, aber musikalisch durchaus punktet.
"Deadlands" hat in Refrain und Melodielinien diesen sehr harmonischen Touch von FREEDOM CALL, nur die Gitarren sind eine Spur dynamischer, was dem Song insgesamt aber gut zu Gesicht steht und ihm zusätzliche Energie verleiht. Das zu abgenudelt wirkende "Chasing Shadows" ist der einzige Fehlgriff der Scheibe. Zum Abschluss kommen noch die Freunde emotionaler Klänge auf ihre Kosten: "No Need To Cry" hat eine tolle Melodie und zeigt Kai Hansen von seiner variablen Seite. Und zum Ende hin steigert sich der Song zu einer schön intensiven Nummer.
FAZIT: GAMMA RAY bürgen nach wie vor für Power-Metal-Qualität. Zwar werden sicher auch dieses Mal die Spötter wieder ihre Kritikpunkte finden, doch ist den Hamburgern mit "To The Metal" unterm Strich ein gutes Album gelungen. Großartige Innovationen gibt es nicht und durfte man auch nicht erwarten, aber immerhin konnte mich das Werk bei zwei Songs sogar überraschen und es macht durchweg Laune und versprüht Energie. "To The Metal" ist jetzt nicht das ultimative Highlight in GAMMA RAYs Diskographie, reiht sich aber mühelos bei den gutklassigen Alben der Band ein. Fans der Truppe und Freunde des Genres greifen hier zu.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.01.2010
Dirk Schlächter
Kai Hansen
Kai Hansen, Henjo Richter
Henjo Richter
Dan Zimmermann
Ear Music/Edel Records
48:30
29.01.2010