Unverkrampfte und variantenreiche Rockmusik steht auf den Fahnen von GARDEN OF EDEN. "Puzzle" kann Freunde von quengeligem Indie, nototischen nicht-Stillsitzern und Anspruchshörern gleichermaßen gefallen, da gute Songs - hier ausnahmslos vorhanden - überall funktionieren, so man keine Scheuklappen aufhat.
Man irre jedoch nicht: GARDEN OF EDEN betreiben keinen Crossover, sondern klingen stringent über die ganze Spielzeit hinweg. Allerdings nutzen sie die gesamte Farbpalette verhalten harter Gitarrenmusik; frei von tough-guy-Zwängen und Stilgrenzen loten die Musiker so spielerische und kompositorische Dynamik gleichermaßen aus. Das wirft keine offensichtlichen Hits ab, sondern auf lange Sicht hin ansprechende Stücke wie das in Achteln pulsierende "Boomerang", den noch leicht fahrigen, vom Bass dominierten Opener "Minutes For You" oder das gefistelte, fast alberne "Ooops". Dass GARDEN OF EDEN Deutsche sind, hört man ihnen nicht an; "Fusion" erinnert an Chartsachen wie MAROON 5, während am anderen Ende des Spektrums - wenn es verspielter, jedoch nicht sperrig-proggig wird, der Vergleich mit INCUBUS zu "A Crow Left …"-Zeiten stichhaltig erscheint.
GARDEN OF EDEN kennen den Funk und tönen doch nicht nach Lounge, shouten herzhaft in "Ready", ohne prollig zu wirken, und balladieren nachfolgend, ohne dass "Flying High" weinerlich oder anbiedernd ausfiele. Wenn "Soulsound" alsdann überraschend mit Bratpfanne und Slapbass daherkommt, fühlt man sich weniger vor den Kopf gestoßen als in Sicherheit gewogen, es hier mit einer nicht nur professionellen Gruppe zu tun zu haben - das sind heute nur zu viele, die darüber gute Musik zu spielen vergessen -, sondern auch mit ernsthaften Künstlern, die sich selbst in ihr Werk einbringen. Am Ende attestiert man GARDEN OF EDEN schlicht und ergreifend, dass sie nicht mit Kalkül, dafür aber umso mehr Herz schreiben - und das überträgt sich auf den Konsumenten, der den ausgedrückten Gefühlen habhaft werden kann, ohne sich auf Allgemeinheiten beziehen zu müssen.
FAZIT: GARDEN OF EDEN sind für alle verträglich, ohne mit Plattheiten um sich zu werfen und bei der Masse hausieren zu gehen. Stattdessen stellten sie zehn schöne, vitalisierende Rocksongs auf ihr fürs Layout übrigens preisgekröntes Album "Puzzle", das mit richtigem Marketing durchaus Chancen im vorbehaltlosen Ausland hätte. Tauglichkeit für Otto-Normal-Hörer und seichte middle-of-the-road-Muzak schließen sich ausnahmsweise einmal aus.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.09.2010
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24.09.2010