Eines der größten Übel der heutigen Zeit sind die unzähligen Nebenprojekte, die mehr oder weniger bemittelte Musiker aus dem Boden stampfen. Insbesondere Finnland tut sich in dieser Hinsicht mittlerweile schon so unangenehm hervor, dass man mitunter den Eindruck bekommt, im schönsten Land der Welt gäbe es mehr Metalbands als Einwohner.
Auch GHOST MACHINERY ist ein solches Projekt, ins Leben gerufen von Pete Ahonen, der regulär bei BURNING POINT singt und die Gitarre bedient. „Burning... wer?“ wird jetzt vermutlich der eine oder andere ausrufen, der sich nicht tagein, tagaus mit dem Bereich melodischer Power Metal beschäftigt. Der ganz große Wurf ist den Nordlichtern bislang noch nicht gelungen, und auch der zweiten Kapelle Ahonens dürfte lediglich ein überschaubarer Erfolg bescheiden sein.
Um ein Nebenprojekt zu gründen, wird häufig das Alibi genannt, dass man Songs nicht für die Hauptband verwenden könne, da sich diese stilistisch zu sehr unterscheiden von der Stammcombo würden. Erzählt auch Pete Ahonen, der sich allerdings angesichts des Materials auf „Out for blood“ vielleicht doch mal intensiver die BURNING-POINT-Scheiben anhören sollte. Gut, das Quintett geht insgesamt eine Spur melodischer und bombastischer zu Werke, doch unbedingt notwendig sind GHOST MACHINERY nicht unbedingt.
Damit wir uns nicht missverstehen: Alles, was GHOST MACHINERY machen, hat Hand und Fuß, ist handwerklich solide, kompetent eingespielt und kann durchaus gefallen. Allerdings, und das ist die andere Seite der Medaille, ist hier nicht eine Millisekunde etwas Eigenständiges zu hören. Die Double-Bass-Momente klingen nach Stratovarius, manche Melodie hat Yngwie Malmsteen sicher noch auf dem Dachboden schlummern (gleich hinter der Kiste mit den 2500 Sonnenbrillen aus Rudis Resterampe), und die fetten Keyboardsounds waren allesamt mal in der schwedischen Melodicrock-Schule (Klasse 6 oder 7 vielleicht).
Nun ist es nicht so, dass im melodischen Heavy Metal Innovation an allererster Stelle stehen würde. Auch auf Ecken und Kanten weiß der geneigte Hörer durchaus mal zu verzichten. Zuckersüß-klebrige Keyboards – selbst damit kann man sich arrangieren. Aber irgendwie hinterlässt das Gehörte auch nach dem siebten Durchgang keine bleibenden Eindrücke.
FAZIT: Im Grunde genommen kann man GHOST MACHINERYs zweitem Album nur wenig vorwerfen. Gute Produktion, handwerkliche Qualität und spielerische Kompetenz sind allesamt vorhanden. Ein bisschen mehr eigene Identität täte allerdings gut. Und beim nächsten Mal bitte etwas weniger penetrante Keyboard-Einsätze – die meisten Melodien funktionieren nämlich auch ohne die Dauerdudel-Unterstützung. Oder man beschränkt sich vielleicht der Einfachheit halber auf die Hauptband.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.11.2010
Sami Nyman
Taage Laiho
Pete Ahonen, Mikko Myllylä
Jussi Ontero
Jussi Ontero
LMP/Soulfood
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27.08.2010