GHOST aus Schweden stellen ihre erste offizielle Veröffentlichung zur Diskussion und sich selbst in die Reihe neuer Wilder, die den Achtzigern mal mehr (ENFORCER), mal weniger überzeugend (HELVETETS PORT) die Ehre erweisen. Ähnlich wie bei VESTAL CLARET oder PORTRAIT meint man, diese Jungspunde hätten bereits damals vorm Thron des Diamantenkönigs gekniet; dabei lagen sie bestenfalls als Quark im Kühlregal, den ihre Erzeuger dann abgegriffen haben …
Der Titelsong dreht sich natürlich um die holde Madame B., bekannt aus Funk und Fernsehen beziehungsweise von schwedischen Black-Metal-Vorreitern oder Konzeptalben britischer Vampir-Chartstürmer. Musikalisch steht recht treibender Eighties-Metal auf der Tagesordnung, solide eingespielt und bei aller Rohheit stets melodiös. "Death Knell" entstammt einer Demosession, stilecht mit Totenglocken im Instrumentalpart, und ist relativ doomig geraten. Sporadisch erklingen ebenfalls Keyboards, welche die Horroratmosphäre unterstreichen. Beide Tracks eint eine äußerst harmonische Herangehensweise, die zwar übermäßiger Aggression den Riegel vorschiebt, GHOST jedoch gerade deshalb wie eine Proto-Metalband klingen lässt. Das mag Absicht sein, könnte aber auch am wetterfesten, aber kraftlos wirkenden Gesang liegen. Dieser kraxelt übrigens nie in MERCYFUL FATEsche Fistelgebirge.
Stößt man sich nicht an albernen Okkult-Texten - unter anderem buchstabieren die Jungs gewissenhaft den Namen des Gehörnten - erfährt man hier, wie es einer aufstrebenden Band ergeht, die nicht gleich Federn in den Allerwertesten geblasen bekommt, um mit üppigem Budget aufgeblasene Produktionen zu fahren, denen sie live nicht standhalten kann - denn eines ist sicher: GHOST klingen auf der Bühne garantiert nicht anders oder schwächer als auf diesem Stück Vinyl, und allein ihre Ideen nebst Umsetzung verweisen auf die Möglichkeiten, die noch in ihnen stecken.
FAZIT: Angesichts des jugendlichen Alters vieler neuer Retro-Bands darf man für die Zukunft des Genres hoffen, zumal die Vertreter im Idealfall irgendwann einmal zur Eigenständigkeit heranreifen. Auch GHOST erinnern mit "Elizabeth" an den langen Weg "to the top", erfreuen jedoch für den Augenblick zumindest all diejenigen, die von ketzerischem Vintage-Metal für alte Hammer-Movies nicht genug kriegen. Für den letzen Schluss der Weisheit haben sie immerhin noch einige Jährchen Zeit.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.07.2010
Iron Pegasus
ca. 10:00
02.07.2010