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Glass Hammer: If

Stil: Yes-Tribut-Veranstaltung

Cover: Glass Hammer: If

Unentwegt halten GLASS HAMMER seit Jahren die Flagge des aalglatten Retroprog hoch und gerieren sich kaum verbesserlich als Erbverwalter der großen Alten (nein, nicht die vom ollen Lovecraft). Jon Davison teilt sich eindeutig nicht nur zuviele Silben seines Namens mit dem Frontmann der stilprägenden Jasager.

Was soll man zu "If" sagen? - Es nimmt seinen Vorgängern innerhalb der Banddiskographie wenig und den Vorbildern schon zweimal nichts, die Babb und Schendel gerne "Wer hat's erfunden?" fragend gegen die Brust tippen dürften. "Beyond, Within" wälzt sich inhaltlich in allerlei Kosmischem und unerträglichem Selbstfindungs-Geschwätz ohne jegliche Brechungen, was leider auch für die Musik gilt. So gerät nachfolgend "Behold, the Ziddle" in weiten Teilen - immer dann, wenn der Sänger den Mund öffneten - ebenfalls zum Ärgernis, derweil Davisons Mitmusiker alles dagegen tun, die allzu abgegriffenen Ideen festzuhalten, welche sie aneinanderketten. Nicht missverstehen: GLASS HAMMER tun sich mit ihrem auf allen Ebenen niveauvollen (weil im Guten wie Schlechten durchweg genregemäß inszenierten) Retroprog keinen Zwang an, jedoch ebensowenig irgendwelche Gefallen. Ehrlich verzückend klingen sie häufig, bloß eben auch wie schon einmal dagewesen - und dabei können sie gegenüber den Originalen nur verlieren; wer schließlich würde, stünde er vor der Wahl, jene den Nachahmern gegenüber nicht vorziehen?

Erträglich wird "If" in der Verdichtung, was vor allem hinsichtlich der Arrangements gilt, denn GLASS HAMMER überfrachten nie den Augenblick; alles schön der Reihe nach … "Grace the Sky" und "At Last We Are" beweisen dies in ihrer relativen Kompaktheit. Wo es allerdings einerseits nicht immer ein Longtrack sein muss, möchte man andererseits, dass sich emotional etwas regt - und vor allem: wo sind die Hooks, Reprisen und überhaupt irgendwelche Aufhänger, die zum erneuten Auflegen der Platte anregen? "If the Stars" wagt sich so nahe an Geschwurbel der Kategorie Topografischer Ozean, dass es mit einiger Knappheit nicht zu reiner Klangwatte zerfleddert, kriegt mit hymnischem Ende jedoch halbwegs eine Kurve - nicht zum Besseren, wie die im Kontext regelrecht überraschenden CAMEL-Assoziationen zu Beginn des 24-minütigen Endspurts bezeugen. Fällt einem im Proberaum der Band eigentlich nichts Eigenes ein? Die Tatsache, dass man hier weitgehend ohne Vocals auch instrumental einigermaßen Spannung erzeugt - wenn auch aus zweiter Hand - reißt "If" letztlich aus der untersten Schublade heraus: legen wir es im lichtlosen Viertel der monatlichen Prog-Auslese ab als Album, das außer beinharten YES-Fans - selbst die vielleicht nicht einmal - niemand braucht.

FAZIT: Greift zu den Klassikern der Originale, denn GLASS HAMMER können sich krümmen und biegen: sie werden nie zum Ersatz der seit Jahren nicht mehr wichtigen YES werden. Angesichts so vieler Talente, die sich im Retroprog-Bereich aufhalten, ist es eine Schande, dass wenig Eigenständiges dabei herumkommt. So viel verschenkt … "I just need to know who am I, what am I?" - Indeed.

Punkte: 4/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2010

Tracklist

  1. Beyond, Within
  2. Behold, the Ziddle
  3. Grace the Skies
  4. At Last We Are
  5. If the Stars
  6. If the Sun

Besetzung

  • Bass

    Steve Babb

  • Gesang

    Jon Davison, Fred Schendel, Steve Babb

  • Gitarre

    Fred Schendel, Alan Shikoh

  • Keys

    Fred Schendel, Steve Babb

  • Schlagzeug

    Randall Williams

Sonstiges

  • Label

    Sound Resources / Just For Kicks

  • Spieldauer

    66:56

  • Erscheinungsdatum

    24.09.2010

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