Es dauert keine fünf Sekunden, da sitzt man schon mit einem breiten Grinsen im Gesicht vor der heimischen Musikanlage. Denn das, was da in den ersten Momenten von „See My Command“, dem Opener des Debüts der Schweden GOLDEN RESURRECTION, passiert, ist so dermaßen eins zu eins von Yngwie Malmsteen abgekupfert, dass es eine wahre Freude ist. So man denn auf neoklassischen Metal steht, der auf „Glory To My King“ in bestechender Qualität zelebriert wird.
„Zelebriert“ darf man dabei ruhig wörtlich nehmen, denn die Nordlichter um Ex-Narnia-Sänger Christian Liljegren haben jeden ihrer acht Tracks (plus Outro) absolut detailverliebt ausgestaltet. Insbesondere Gitarrist Tommy Johannson und Keyboarder Olov Andersson liefern sich ein ums andere Mal Klimper- und Gniedelkämpfe, die einem – natürlich – yngwie bekannt vorkommen, die aber trotzdem überzeugen, weil man nie den Song als solches aus den Augen verliert, niemals die Melodie in den Hintergrund treten lässt. Anders als der Gottvater der Sonnenbrillen, Brusthaartoupets und ausufernden Gitarrensoli agieren GOLDEN RESURRECTION absolut fokussiert und songdienlich.
Stilistisch deckt man das gesamte Spektrum des schwedischen Edelstahls zwischen dem bereits angesprochenen Malmsteen, IMPELLITTERI, frühen ROYAL HUNT und EUROPE ab, mal mit zünftigen Doublebass-Drums wie im erwähnten „See My Command“, dem Titeltrack oder „The Final Day“ (dem Überhit des Albums), mal flott und hochmelodisch wie in „Best For Me“ (mit Gänsehaut-Gitarren-Momenten), mal stampfend wie in „Proud To Wear The Holy Cross“. Muss man erwähnen, dass auch GOLDEN RESURRECTION das Rad nicht neu erfinden? Wohl kaum, das sollte nämlich jedem Freund des melodischen Metals klar sein.
Anhand der Songtitel kann man es schon erahnen: GOLDEN RESURRECTION führen das Erbe von Narnia weiter, indem sie christlich inspirierte Texte schreiben. Das muss man nicht gut finden. Kann man aber. In Zeiten, in denen jeder pubertäre Spinner, der ein Kreuz falsch herum halten kann, seine hasserfüllten Tiraden in die digitale Welt hinauskreischt, muss es auch der „Gegenseite“ erlaubt sein, ihre Botschaft zu verkünden. Wobei die Skandinavier stellenweise nun wirklich zu dick auftragen, zu plakativ vorgehen. „I’m proud to wear the holy cross“, „Oh, what a day, when he returns, Jesus Christ, the king of kings“, „Glory to my king, he is my everything” – das könnte man vielleicht auch ein bisschen dezenter formulieren. Möglicherweise schreckt das aufgrund seiner Gottesdienst-kompatiblen Aussage sogar den einen oder anderen ab, dem die Musik eigentlich zusagen würde. Vielleiht klappt’s dafür ja mit einem Auftritt auf dem Petersplatz.
FAZIT: Musikalisch ist „Glory To My King“ über alle Zweifel erhaben. Großartige Songs mit noch großartigeren Melodien, schlüssige Songstrukturen, ein toller Sänger mit feinem Joey-Tempest-Timbre – wer auf melodischen Metal steht, MUSS hier zumindest reinhören. Und ein bisschen Verständnis für die christliche Botschaft mitbringen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.12.2010
Stefan Käck
Christian Liljegren
Tommy Johansson
Olov Andersson
Rickard Gustafsson
Liljegren Records/Music Buy Mail
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03.12.2010