Vielleicht habe ich zuletzt die falschen Bücher gelesen, eventuell auch die falschen TV-Serien geschaut... oder kann ich etwa tatsächlich in in die Zukunft sehen? Könnte fast stimmen, denn der Großteil der fast 62 Minuten von „Intrusion“, dem aktuellen Longplayer des von zahlreichen Lineup-Wechseln gebeutelten Kanada-Gespanns HAMADRYAD,vermittelt einem das Gefühl, man stolpere von einem Déjà-vu ins nächste.
Der klassische Progrock, irgendwo zwischen GENESIS, YES und den üblichen Verdächtigen, entzieht sich nämlich sämtlicher Progressivität. Zumindest dann, wenn man die Genrebezeichnung wörtlich nimmt. Ja, leider bietet das neun Songs starke Werk über weite Strecken nicht all zu viele Non-Standards, stattdessen findet viel Lehrbuch-Prog statt. Pathos hier, Verkopftheit dort, „überraschende“ Wechsel und Rhythmusspielereien an den üblichen, vorhersehbaren Stellen, und im jeweils letzten Drittel der einzelnen Stücke zeigt mal der eine, mal der andere, manchmal auch jeder, was er auf dem Kasten hat - und das unvorteilhafterweise eher zugunsten des Selbstzwecks, nicht etwa der Songs.
Dass HAMADRYAD auch aus den gängigen Prog-Schemata ausbrechen können, zeigen Kompositionen wie „Lap Of Love“ oder mit Abstrichen auch „Sentenced“, doch im Verhältnis zur gesamten Spieldauer sind das leider nur die berühmten Tropfen auf den heißen Stein. Schnell verliert man die Konzentration, weil alles bereits in unendlich vielen Konstellationen schon einmal da war, und zwar meistens packender und viel, viel besser. Hinzu kommt erschwerend, dass der neue Sänger Jean-Philippe Major extrem farblos und wenig variabel agiert. Das sind alles Faktoren, die nicht gerade – Achtung, schon wieder Wortklauberei! - Progressivität verkörpern.
FAZIT: Unbefriedigend. Irgendwie unbefriedigend.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.06.2010
J.-F. Désilets
J.-P. Major
J.-F. Désilets, Denis Jalbert
D.-F. Désilets, Sébastien Cloutier
Nicolas Turcotte
Unicorn Digital/Just For Kicks
61:48
28.05.2010