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Harkonin: Detest

Stil: Black / Death Metal

Cover: Harkonin: Detest

Des Schweden Singapur ist des Amerikaners Mazedonien - oder anders gesprochen: wo AMON AMARTH einst mit einem Label aus Fernost starteten, kümmert sich BALTAKs Gorgoroth, der Mann hinter Battlegod, um HARKONIN, die jedoch seit Jahren im Gegensatz zu den Brüllaffenwikingern auf der Karrierestelle treten. Das werden sie wohl auch nach "Detest" tun müssen, einem abwechslungsreichen Extremmetall-Album unter vielen, dem am Ende der Wiedererkennungswert fehlt.

Dabei sind HARKONIN viel bessere Musiker als Herr Hegg und sein Klüngel, doch sie schreiben keine Hits, mit denen auch die Pop-Death-Klientel leben kann. "Into Oblivion" haut dem Unbedarften einen
MARDUKschen Knüppel über die Rübe; erst dann darf er zum Midtempo von "Ruled By Tyrants" die Faust recken. Wenig Mühe zur distinguierten Artikulation gibt sich Jason Barron, obschon er sonst nichts zu tun hat und sich in den zahlreichen für instrumentale Ausrittmöglichkeiten bereitgestellten Plapperpausen zu weiteren Varianten von Kreischkeifkrächz hinreißen lassen könnte. "Chaos Anthem" schwankt zwischen der im Titel angesprochenen Hektik und wirklich griffigen Passagen, die mitrissen, wäre der ausdruckslose Gesang nicht. "Insurrection" ist in Wirklichkeit ein langsamer Aufstand, bei dem die Klampfer zu viele Hummeln im Hintern haben, als dass man am Ende von BOLT-
THROWERscher Erdbebenwirkung sprechen könnte. Das Solo gerät wie häufig auf "Detest" eher unwirsch, gefühllos, als müsste es sein, bloß eben nicht zwingend.

Die um Aufmerksamkeit buhlenden Einzelheiten, welche HARKONIN immer wieder einflechten, überfordern nicht unbedingt, verpuffen aber in ihrer Wirkung angesichts ihrer fragwürdigen Platzierung an bestimmten Stellen - Stichwort mangelnde Stringenz beim Songschreiben, bekanntermaßen eine Epidemie unter vornehmlich extremen Metalbands heutzutage. Elf Minuten "Black Storm Jackals" bieten HARKONIN Zeit, viele Ideen zur Schau zu stellen, welche sie angehörs zahlreicher Standardriffs nicht vollends ausnutzen. Vielleicht glauben sie, dadurch werde ihre Musik eingängiger; Austauschbarkeit ist indes das eigentliche Ergebnis, zumal ihr Stilbereich sowieso hart umkämpft wird - da hilft das eine oder andere Motiv oder diverse Kompositionskniffe aus der alten Schule nicht wirklich. "Spiritual Hypnosis" setzt zwecks einer eben solchen auf Minimalverschiebung der Elemente. Tranceartige Zustände wie auf SATYRICON-Konzerten in letzter Zeit wird man dabei
aber nicht erleben, sondern eher schon Langeweile. Es ist ein Kreuz mit Gruppen dieser Couleur: Entweder, sie packen alles zu dicht zusammen in ihren Stücken, oder es geschieht über weite Strecken hinweg nichts. "Exhauster of Souls": semitechnisches Geballer; "Disease" cool thrashig. Der Titeltrack befremdet hingegen mit Keyboardatmo, besitzt aber als eines der wenigen Lieder ein Refrainhook.

FAZIT: HARKONIN sind zweifellos eine legitime und auch hinsichtlich ihrer Fähigkeiten einigermaßen beschlagene Band. Allein Aggression sowie zu wenig Mut, die herkömmlichen Stilschemata ad acta zu legen, werden sie nicht aufs Podest erheben, um welches sich zwischen Death und Black eine Unzahl von Gruppen bemüht. Sagen wir vielleicht mit gutem Willen, sie teilen sich den dritten Platz mit ganz, ganz vielen anderen ...

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.11.2010

Tracklist

  1. Into Oblivion
  2. Ruled By Tyrants
  3. Chaos Anthem
  4. Insurrection
  5. The Sleeper Has Awakened
  6. Black Storm Jackals
  7. Spiritual Hypnosis
  8. Exhauster of Souls
  9. Disease
  10. Detest

Besetzung

  • Bass

    Tom Quach

  • Gesang

    Jason Barron

  • Gitarre

    Matt Coyle, Scott Fogelbach

  • Schlagzeug

    Clayton Gore

Sonstiges

  • Label

    Battlegod / Twilight

  • Spieldauer

    64:36

  • Erscheinungsdatum

    15.10.2010

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