Da ist es endlich, das langerwartete Debütalbum der deutschen Black Metal-Überflieger HASSMORD. "Hetzjagd Inferno" haben es Grave und Agramoth, die beiden unerreichten Ikonen der Szene, genannt und damit werden sie sich sofort in die Herzen aller Liebhaber von Staubsaugerklängen und vertonten Autounfällen spielen. Zwölf Songs wurden im Kellerloch-Studio (ich nehme einfach mal an, dass es so oder ähnlich heißt) mit Hilfe von High-End-Equipment (zwei Mikrofone, irgendwas zum drauf aufnehmen und Schnaps) eingespielt und das Ergebnis wird niemanden enttäuschen, der auf aggressive Klänge in höchster Perfektion steht.
Nun, geringe Abstriche muss man letztendlich aber doch bei der Produktion machen, denn selbst die Aufnahmen aus dem DARKTHRONE-Proberaum klingen um einiges professioneller, als dieses Demo... äh... Debütalbum meinte ich natürlich. Es ist jetzt auch nicht unbedingt einfach, aus dem Geschepper und Gekeife die Saiteninstrumente herauszuhören, aber wenn man an der Stereoanlage den Bassregler hoch dreht, dann hört man auch den Bass. Man muss sich nur zu helfen wissen, oder? Das allgegenwärtige Rauschen entpuppt sich im Laufe des Albums dann auch als Gitarre und es gelingt Agramoth sogar, ihr bei ein, zwei Songs so etwas ähnliches wie Melodien zu entlocken. Dafür meinen allergrößten Respekt. Dass die beiden lustigen Musikanten schon über jahrelange Erfahrung in anderen Bands verfügen (DESERT OF ICE, KARMADIALIS, SKULLHUNTERS DIARY - die Tatsache, dass vermutlich nur der engste Freundeskreis sowie vier weitere Kuttenträger aus der niedersächsischen Heimat diese Topacts kennen, ist nicht weiter relevant), versteht sich von selbst, so gekonnt rumpelt man schließlich nicht so ohne weiteres. Da muss man schon locker drei, vier Wochen lang sein Instrument gelernt haben.
Zwölf Hymnen an die Dunkelheit und den Krieg und überhaupt alles Böse und gegen die böse Kirche und den doofen Papst und auch gegen Erdbeerkuchen, Gänseblumen und Entenküken haben die beiden in Songwritingsessions, die ihnen alles abverlangt haben, geschrieben. Dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund, nehme ich jedenfalls an, denn das Geschrei versteht man nicht wirklich, soll man aber auch gar nicht, beim Black Metal. Vor allem nicht bei dem der alten Schule. Also der Vorschule... nun, ich will mal gute Mine (oder Miene? Egal, Rechtschreibung ist überbewertet.) zum scheppernden Spiel machen und gebe zu, dass mir zumindest "Blindekuh im Mienenfeld" ein verschmitztes Grinsen ins Gesicht gezaubert hat und dass "Über Moskau" andeutet, dass Agramoth grundsätzlich weiß, wie er sein Instrument zu bedienen hätte. Wenn er denn wollte, das ist hier aber nicht der Fall.
FAZIT: Dilettantisch und unlustig. Jetzt aber ernsthaft.
Punkte: 2/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.02.2010
Agramoth
Grave
Agramoth
Grave
Human To Dust
47:24
14.02.2010