Sozusagen das Herz von HEART sind die beiden Schwestern Ann und Nacy Wilson, die schon in den 70ern, vor allem in den USA mit einer Mischung aus Hardrock und Folk sehr erfolgreich waren. Ein großer Hit aus dieser Zeit ist „Barracuda“. Hierzulande deutlich bekannter dürften die HEART-Alben sein, welche Mitte bis Ende der 80er erschienen und reihenweise MTV-kompatible Hochglanz-Pop-/Rock-Perlen wie „These Dreams“, „Never“, „Alone“ oder „All I Wanna Do Is Make Love To You“ enthielten. In den übellaunigeren 90ern wollte niemand mehr solche Musik hören und HEART orientierten sich wieder mehr in Richtung des rockigeren Sounds ihrer Anfangstage. Die beiden, nach dem letzten Multiseller „Brigade“(1990) erschienen Alben „Desire Walks On“ (1993) und „Juppiter´s Darling“ (2004) konnten zwar immer noch die US-Top 100 knacken, aber nicht mal ansatzweise an die früheren Erfolge anknüpfen.
Nach sechs Jahren Pause wollen es die beiden Damen jetzt noch einmal wissen. Erster Eindruck: Die Stimmgewalt von Ann Wilson hat gegenüber den glorreichen 80ern merklich nachgelassen, was mit mitllerweile 60 Jahren aber auch nicht so verwunderlich ist und auch noch meilenweit von „kraftlos“ entfernt liegt. Zweiter Eindruck: Die Musik wirkt sehr reduziert. Viele Songs sind äußerst sparsam instrumentiert, meist dominiert die akkustische Gitarre, unterstützt von einer Vielzahl verschiedener Saiten-Instrumenten, die übrigens alle von Nancy Wilson und Produzent Ben Mink eingespielt wurden. Nur bei einigen Songs geht es auch mal etwas heftiger zur Sache („W.T.F.“, „Wheels“ und "Death Valley“). Dritter Eindruck: Die Wilson-Schwestern haben das Komponieren von eingängigen Songs weitgehend aufgegeben. Bis auf wenige Ausnahmen („Hey You“, „Wheels“) finden sich kaum Melodien, die wirklich hängen bleiben. Viele der getragenen Songs („There You Go Again“, „Queen City“, „Sunflower“, „Sand“) plätschern gefällig dahin, richtig packen tun sie mich nicht. Da nutzt auch der natürliche und transparente Sound nichts.
Die Europäer bekommen übrigens zwei Bonus-Songs („Bootful Of Beer“, „Closer To The Sun“) spendiert, die sich qualitativ von den regulären Songs kaum unterscheiden.
FAZIT: „Red Velvet Car“ ist ein überwiegend ruhiges Rock-Album geworden, das sich gut zum nebenher Hören eignet, kaum echte Highlights bietet, aber auch keine echten Ausfälle enthält. Gegenüber den Glanztaten der Band kann es leider in keiner Weise bestehen. Die Empfehlung geht im Wesentlichen an die Die-Hard-Heart-Fans.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.08.2010
Ric Markmann
Ann Wilson, Nancy Wilson
Ann Wilson, Ben Mink
Ben Mink
Ben Smith
Mandoline, Akkordzither, Dobro – Nancy Wilson; Viola, Fiedel – Ben Mink
Eagle Rock
36:23
27.08.2010