Über 18 Jahre hat es gedauert, bis der Nachfolger von „Victims Of Deception“ (1991) jetzt doch noch das Licht der Welt erblickt. Das letzte auf Tonträger gebannte Lebenszeichen der Band war ein Demo aus dem Jahr 2005, von dem es alle drei Songs auch auf „Evolution Of Chaos“ geschafft haben.
Im diekten Vergleich sind die neueren Versionen wesentlich brachialer ausgefallen, so wie auch der Rest des Albums, das vom Sound etwas an die letzten beiden EXODUS-Alben erinnert.
Dies könnte vor allem damit zusammenhängen, dass Hauptsongwriter und Gitarrist Lee Altus seine Brötchen hauptberuflich bei eben jener Band verdient. Allerdings klang auch schon das Debüt („Breaking The Silence“ – 1987) wie eine melodischere Variante der Mannen um Gary Holt, während sich „Victims Of Deception“ dann eher an Metallica orientierte.
“The Evolution Of Chaos” bietet nun von beidem etwas. So klingen die Grundriffs von Songs wie „Dying Season“ oder „Fade Away“ eindeutig nach Exodus. Das Elf-Minuten-Epos „No Stone Unturned“ ist hingegen - vor allem wegen des instrumentalen Mitteltelteils - eine (sehr gelungene) akkustische Verbeugung vor dem Jahrhundert-Werk „Master Of Puppets“.
Die Songs des 2005er Demos stellen gemeinsam mit den bereits erwähnten „No Stone Unturned“ und „Fade Away“ sowie dem, von einer großartigen Gitarren-Melodie zusammengehaltenen „Control By Chaos“, die absoluten Highlights des Albums dar.
Leider sind nicht alle „neuen“ Songs ganz so gut gelungen. Insbesondere das getragene „A Hero´s Welcome“ erweist sich im Vergleich zu den übrigen Stücken beinah schon als Fehlgriff.
Musikalisch arg pathetisch geraten, mit eher kitschigen denn packenden Gesangslinien versehn und vor allem textlich ein Totalausfall.
Was eine plumpe „Support our Troops“-Message auf einem Thrash-Album verloren hat, ist mir absolut unverständlich. Der Song, bzw. Text erinnert von der Machart dabei an ähnliche peinliche Entgleisungen von Jon Schaffer auf „A Glorious Burden“.
So etwas finde ich zwar höchst unnötig, vielleicht sogar ein bisschen ärgerlich, es macht aber „The Evolution of Chaos“ ganz sicher nicht unhörbar oder HEATHEN gar zu einer bedenklichen Band.
Das dann nachfolgende Triple „Undone“, Bloodkult“ und „Red Tears Of Disgrace“ ist dann nicht mehr ganz so zwingend wie die Songs der ersten Albumhälfte, mit dem abschließenden, dritten 2005er-Demo-Song „Silent Nothingness“ (hieß damals noch „Empty Nothingness“) findet „The Evolution Of Chaos“ dann einen mehr als würdigen Abschluss.
FAZIT: Nach langer Wartezeit werden die HEATHEN-Fans ganz sicher nicht von „The Evolution Of Chaos“ enttäuscht sein. Im Fahrwasser von EXODUS und alten METALLICA hat die Band jede Menge Klasse-Thrash-Songs auf das Album gepackt, die durch den melodischen Gesang von David White und die genialen Soli von Meister Altus aber über genügend Eigenständigkeit verfügen. Außer einem kleinen Wehrmutstropfen in Form des eher mäßigen „A Heroe´s Welcome“ also eine rundum gelungene Sache, wenn auch die Qualität der beiden großartigen Vorgänger-Alben nicht ganz erreicht wird. Well done.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2010
John Torres
David White
Lee Altus, Kragen Lum
Darren Minter
Mascot Records
68:34
29.01.2010