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Heidevolk: Uit Oude Grond

Stil: Pagan Folk Metal

Cover: Heidevolk: Uit Oude Grond

Viele sogenannte Pagan-Metal-Bands neigen ja hier und da zu unsäglichen Schunkelschlagern. Die Niederländer HEIDEVOLK haben zwar auch eine Vorliebe für leicht beschwingte Rhythmen im 6/8-Takt, verfallen aber auf dem aktuellen Album „Uit Oude Grond“ glücklicherweise nie in reine Saufarien. Stattdessen sorgt man zwischen Mitsing-Hymnen immer wieder für eine etwas nachdenklichere Stimmung, zieht mal das Tempo und den Härtegrad mit rauhen Riffs an oder schielt ein wenig in Richtung Epik und Bombast. Manchmal könnte man fast meinen, SKYCLAD in ihrer rohen Frühphase und die Wikingervariante von BATHORY würden gemeinsam musizieren, ohne dass man tatsächlich wie eine dieser Bands klingt. Dafür sorgt schon der eigenständige, quasi permanent zweistimmige Gesang der beiden Leadvokalisten. Wer jetzt einen aggressiven und einen melodischen Sänger erwartet liegt falsch, Growls gibt es nur ganz selten zu hören. Stattdessen werden beide Stimmen klar eingesetzt, die eine dauerhaft recht tief, die andere etwas höher in mittleren Lagen. Beide Sänger klingen auch noch recht ähnlich und harmonieren somit sehr gut. Das Ganze wirkt manchmal ein wenig heroisch, erinnert aber auch an mittelalterliche Musik, wozu die Verwendung der eigenen Heimatsprache und entsprechender Texte noch beiträgt.

HEIDEVOLK gehen meist recht urwüchsig zu Werke, was ein wenig schade ist, denn indem man sich oft auf simple Powerchord-Riffs beschränkt, verspielt die Band Potential. Das Songmaterial mit seinen folkloristischen und mittelalterlichen Melodien schreit geradezu nach interessanten Arrangements, der Verwendung von altertümlichen Instrumenten und mehr Dynamik. Jedoch scheint man sich akustische Parts oder auch ausführlichere Gitarrenleads und –harmonien für einige wenige Passagen, Intros und die zwei Instrumentalstücke aufzusparen. Weiter bleibt festzuhalten, dass HEIDEVOLK eigentlich am besten klingen und auch tiefgründiger wirken, wenn sie ernster und stimmungsvoller zu Werke gehen. So überzeugt etwa das düstere „Vlammenzee“ mit Melodic-Death-Riffing und darüber gelegten, wehmütigen Gesangsharmonien. Das schwere, schleppende „Gelders Lied“ erinnert tatsächlich etwas an BATHORY, und das Instrumental „Deestring“ klingt wunderbar melancholisch. Würde die Band diese Ansätze noch ausbauen, könnte sie sich eine eigene Nische schaffen, gerade in Kombination mit dem zweistimmigen, heroischen Gesang, Akustikpassagen und Geigeneinsätzen, die aktuell nur gelegentliches Beiwerk sind. Dagegen funktionieren die etwas beschwingteren Titel, wie etwa der Opener oder „Karel Van Egmond“ sicherlich wunderbar auf der Bühne, man läuft aber immer ein wenig Gefahr, mit den zu anfangs genannten Bands in einen Topf geworfen zu werden. Auf „Uit Oude Grond“ ist die Mischung jedoch ausgewogen, da man nie zu stark in eine Richtung ausschlägt.

FAZIT: HEIDEVOLK legen mit „Uit Oude Grond“ ein unterhaltsames und im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus abwechslungsreiches Werk vor. Dieser Rahmen könnte jedoch für meinen Geschmack noch ein wenig erweitert werden, und auch die technische Umsetzung wirkt an einigen Stellen etwas holprig. Trotzdem dürften Freunde mittelalterlicher und folkloristischer Melodien ebenso Gefallen an diesem Album finden, wie Pagan- oder Viking-Metal-Fans.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.03.2010

Tracklist

  1. Nehalennia
  2. Ostara
  3. Vlammenzee
  4. Gelders Lied
  5. Dondergod
  6. Reuzenmacht
  7. Alvermans Wraak
  8. Karel Van Egmond
  9. Levenlots
  10. Deestring
  11. Best Bij Nacht

Besetzung

  • Bass

    Rowan Roodbaert

  • Gesang

    Joris Boghtdrincker, Mark Splintervuyscht

  • Gitarre

    Reamon Bomenbreker, Sebas Bloeddorst

  • Schlagzeug

    Joost den Vellenknotscher

Sonstiges

  • Label

    Napalm Records

  • Spieldauer

    50:21

  • Erscheinungsdatum

    26.03.2010

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