Zurück

Reviews

Hell Militia: Last Station on the Road to Death

Stil: Black Metal

Cover: Hell Militia: Last Station on the Road to Death

Die gesprochene Einleitung greift das momentan im Black Metal populäre Thema der Selbstzerstörung auf, dem man sich nicht zwingend auf plakative Weise nähern muss. HELL MILITIA sei ihr Anspruch, intelligente Musik zu verzapfen, daher zunächst einmal nicht abgesprochen.

Meynachs Vocals sind in ihrem leidenden Gestus verständlich genug, um in ihm eine offenbar stark leidende und frustrierte Person zu erkennen. Alles nur Schau? - Die durchweg traditionell gehaltene Musik gibt keinen Aufschluss, was dem interessierten Hörer allerdings egal sein kann. HELL MILITIA bewegen sich zwischen forsch und zäh im mal druckvollen, mal lichten ("Unshakable Earth") Soundgewand. Im Gegensatz zum Gros des Beerdigungsschwarzmetalls, das fehlende Kompositionsfähigkeiten hinter Images verbirgt, enthält das zweite Album dieser Band zielstrebiges Songwriting - gleichwohl ohne plump eingängige Liedstrukturen, die sie schnurgerade in die nächste Dunkeldisco führen könnten. Orthodox Black Metal erfreut sich als Bezeichnung solcher Gruppen einer gewissen Beliebtheit und erzielt in Online-Auktionshäusern entsprechende Höchstpreise, so er den lichtscheuen Eklektikern angeboten wird. Dem nüchternen Betrachter zeigt sich im Falle HELL MILITIA allein ein negativ gestimmtes Projekt, das akustisch nur mitreißt, wenn der Empfänger ebenfalls die Faxen dicke hat. Zumindest aber sind die Macher mit allen für die Stilistik erforderlichen Abwechslungswassern gewaschen. Speziell "The Ultimate Deception" geizt nicht mit ansprechenden Tempovariationen und ostinater Basshypnose, welche auf einen unweigerlichen Höhepunkt hinarbeitet.

Man darf die Formation also loben, dass sie trotz Fehlen von Strophe-Refrain-Exemplaren in ihrer Sammlung Songs fabriziert, die sich voneinander unterscheiden und bei wiederholtem Hörvergnügen (?) wieder einzeln erkennen lassen. Zu "Fili Diaboli" darf man mit dem Kopf nicken und im Chor grölen; es ist titelgemäß als Hymne der vereinten Teufelsbraten ausgelegt und besticht durch eine anderswo nicht gehörte, klagende Sologitarre. Das längste Stück "The Pig That Became a God" weist unglücklicherweise einiges an unnötigem Überhang auf, steigert sich jedoch zumindest zu einem felsenfesten Klangwall, während das Titelsong-Finale gleichzeitig den Gipfel der Qualen der Protagonisten ausdrückt, von dem melancholischen Geschrammel gen Ende abgesehen aber nicht wirklich als Höhepunkt durchgeht - schwacher Abgang einer grundsoliden Scheibe.

FAZIT: HELL MILITIA spielen authentischen Black Metal ohne Keyboards oder progressive Anwandlungen. Ihre Songs zeigen sich weniger von Hass als Frust beeinflusst und sperren sich gegen Eingängigkeit, gleichwohl sie hier und dort nicht unklug arrangiert wurden. Insgesamt packt "Last Station on the Road to Death" jedoch zu selten und besitzt nicht genügend herausragende Ideen, als dass man die Band abseits der gewohnten Kreise rezipieren würde. Wer seinen Lebensüberdruss allerdings nicht mit schwedischen Teeniestars feiern möchte, dem sei dringlich zu diesem Rezept geraten.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.06.2010

Tracklist

  1. Always the Same
  2. Born Without Light
  3. Unshakable Faith
  4. Et Inferno Ego
  5. The Ultimate Deception
  6. Fili Diaboli
  7. Shoot Knife Strangle Beat & Crucify
  8. The Pig That Became a God
  9. Last Station on the Road to Death

Besetzung

  • Bass

    LSK

  • Gesang

    Meynach

  • Gitarre

    Arkdaemon, T. Persecutor

  • Schlagzeug

    Dave Terror

Sonstiges

  • Label

    Debemur Morti

  • Spieldauer

    47:49

  • Erscheinungsdatum

    30.04.2010

© Musikreviews.de