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Henrik Freischlader: Recorded By Martin Meinschäfer

Stil: Blues Rock

Cover: Henrik Freischlader: Recorded By Martin Meinschäfer

Ich kann mich noch gut an die Diskussion mit einem Freund anlässlich HENRIK FREISCHLADERs Debütalbum -"The Blues" 2006- erinnern. Dieser warf dem damals 23-jährigen vor, bestenfalls ein gutes Abziehbild seiner Vorbilder zu sein. Mich ärgerte diese Aussage extremst. Nicht nur, weil "The Blues" in meinen Ohren mit das Beste war, was bis zu diesem Zeitpunkt bluesmäßig aus deutschen Landen zu hören gewesen war. Nein, es war schlichtweg sensationell, dass sich ein junger Mann aus der Welt-Blues-Metropole Wuppertal ;-) traute, mitten in "Einweg-Wegwerfmusik"-Zeiten ein Bluesalbum aufzunehmen, dass sich obendrein noch blendend verkaufte und somit deutlich machte, wie groß der Bedarf an gutem Blues-Rock in deutschen Landen war. HENRIK FREISCHLADER hat mittlerweile seinen Weg gemacht und mein Freund ist seitdem deutlich kleinlauter geworden.

2009 war eindeutig Henrik Freischladers Jahr. Gigs mit B.B. KING und JOHNNY WINTER [meinen "Special Buddy" GARY MOORE vergesse ich einmal geflissentlich ;-)] und fleißiges Touren rückte den Wahl-Kieler einmal mehr ins Rampenlicht. Als krönenden Abschluss dieses erfolgreichen Jahres, legte Freischlader Ende November "Recorded By Martin Meinschäfer" vor. Dieser ungewöhnliche Titel ist eine einzige Hommage an den Ex-Sänger der Frankfurter Szeneband HOB GOBLIN, der mit seiner einfühlsamen Arbeit diesem Album seinen großartigen, warmen und natürlichen Sound bescherte.
"Recorded By Martin Meinschäfer" ist ein "echtes" Soloalbum geworden, d.h. HENRIK FREISCHLADER spielte ALLE Instrumente höchstpersönlich in Meinschäfers Megaphone Studios ein. Mit dieser Idee beschäftigte er sich schon seit Jugendtagen und sie brachte ihm zunächst logistische Probleme ein. Zu Beginn spielte Henrik die Drums ein - ein Instrument, das ihm wohlvertraut ist, auch wenn er sich nicht gerade als Virtuosen bezeichnet. Als nächstes kam der Bass an die Reihe, den er als wichtigstes Element der modernen Blues-, Jazz- und Rockmusik bezeichnet. Hier war es ihm wichtig, "simpel" zu spielen - sich einfach 'mal trauen, die Töne "stehen" zu lassen. Die folgenden Gitarrenspuren fielen dem gelernten Gitarristen natürlich am einfachsten. Zum Einsatz kamen neben seiner alten Gibson ES-345 die von der Bühne bekannte 63-er Strat und zwei Telecaster. Der Sound sollte so warm und direkt wie möglich sein und sich möglichst am Live-Sound orientieren, was man nur als äußerst gelungen bezeichnen kann. Dann kamen die Hammond B3 und die Percussions hinzu, die Henrik Freischladers schütterem Haar so manche graue Strähne hinzufügten. Waren es bei der Hammond die Harmonien, so stellten ihn Microabstände und Anschlagtechniken bei den Percussions vor größte Herausforderungen. Zum Abschluss wurden dann die Vocals über das musikalische Gerüst gelegt. Hierbei kamen Roland-Mics zum Einsatz, die für ihren warmen Sound bekannt sind. Produziert hat Henrik erneut selbst - das Mixing und Mastering legte er in Martin Meinschäfers einfühlsame Hände (und Ohren)...

Gleich der Opener "I" schrubbt sich treibend in die Gehörgänge - spätestens nach den ersten Takten weiß man "blind": hier ist Henrik Freischlader am Werk. Der lässige Shuffle "So Damn Cool" bringt die vorliegende Mucke ziemlich genau auf den Punkt. Der erste Höhepunkt ist das clever arrangierte "Breakout" - in meinen Ohren der beste Song, den Henrik jemals aufgenommen hat. Die Ballade "In Your Arms" ist dagegen sicherlich Geschmackssache. Langsam und bissig ist "The Bridge" bevor Freischlader allen Weltschmerz des Lebens in den Slow-Blues "Cry Again" zu legen versteht. Eher traditionell gehts mit "The Wrong Way" und "Never Be True" weiter. "Bad Dreams" hatte ich bereits im Sommer am Saarbrücker Schloss in einer Bandversion hören können. Gleichberechtigt neben "Breakout" und "The Bridge" ist dieser Song für mich das Highlight des Albums. Die stille Akustiknummer "Your Love Of Mine" beendet knappe 75 Minuten besten Blues-Entertainments.

FAZIT: "Recorded By Martin Meinschäfer" ist für mich das beste Album, das Henrik Freischlader bis dato aufgenommen hat. Mir ist wichtig, dass es zu keinem Zeitpunkt überproduziert ist - jedes Instrument, jeder Ton sitzt an der richtigen Stelle, warm und direkt. Kaufen, genießen und weiterempfehlen!

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.01.2010

Tracklist

  1. I
  2. Got It Made
  3. So Damn Cool
  4. You Will Come
  5. Breakout
  6. In Your Arms
  7. The Bridge
  8. Cry Again (Like This)
  9. The Wrong Way
  10. Never Be True
  11. Desert Love
  12. Bad Dreams
  13. Your Love Of Mine

Besetzung

  • Gesang

    Henrik Freischlader (sowie ALLE weiteren Instrumente wie Bass, Drums, Hammond und Percussions)

Sonstiges

  • Label

    Cable Car Records

  • Spieldauer

    74:01

  • Erscheinungsdatum

    27.11.2009

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