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Ihsahn: After

Stil: Progressive Extreme Metal

Cover: Ihsahn: After

Anderthalb Jahre nach dem Vorgänger "AngL" komplettiert EMPEROR-Mastermind IHSAHN seine Trilogie initialer Soloalben nun mit "After" - und setzt damit das erste dicke Ausrufezeichen im musikalischen 2010. Wie auch zuvor arbeitet der charismatische Frontmann dafür mit SPIRAL ARCHITECT-Musikern zusammen, neben Schlagzeuger Asgeir Mickelson ist nun auch Bassist Lars K. Norberg mit von der Partie. Außerdem ein weiterer Musiker, auf den ich später erst eingehen möchte, der aber entscheidend dazu beiträgt, dass "After" ein spektakuläres Album geworden ist.

Los geht es mit "The Barren Lands", einer lupenreinen, melodischen und eingängigen Prog Metal-Nummer, bei der lediglich der kratzige Kreischgesang des Meisters aus dem Rahmen fällt. Mit seinem ohrwurmtauglichen Refrain beißt sich der Song aber schnell fest. Schnell wird es dann auch im folgenden, insgesamt leicht hysterisch wirkenden "A Grave Inversed", hier kommt zum ersten Mal IHSAHNs Black Metal-Verbundenheit zum Tragen. Das Geblaste in den Strophen wird von eigentümlichen Geräuschen untermalt, die an einen aggressiven Hornissenschwarm erinnern und kurze Zeit später wird das Rätsel gelöst - dann hört man deutlich, dass ein Saxophon seinen Einsatz bekommt. IHSAHN hat nämlich Jørgen Munkeby von den Norwegern SHINING (nicht zu verwechseln mit den schwedischen Ritzern um Kvarforth) eingeladen, "After" mit zahlreichen Saxophoneinsätzen zu veredeln und das war ein genialer Schachzug. Das Saxophon ist natürlich kein klassisches Metal-Instrument, aber nicht nur die SCHWEISSER haben seinerzeit bewiesen, dass es überaus gelungen in Metalsongs integrierbar ist. Auf "After" gelingt das sogar oft so gut, dass es die Emotionalität der Musik in enorme Höhen schraubt.

Deutlich entspannter geht es im meist klar gesungenen Titeltrack zu, der auch bei OPETH-Fans Anklang finden sollte. "Frozen Lakes On Mars" wirkt trotz anfänglicher Doppelleads zunächst harscher und wartet mit betont unmelodischen Strophen auf, bevor ein grandioser Refrain die Disharmonie gekonnt kontrastiert. Bis hierhin sind die Songs in sich recht geschlossen, das ändert sich aber im zehn-minütigen "Undercurrent", das einer musikalischen Achterbahnfahrt nahe kommt. Beinahe artrockig ruhig geht es los, steigert sich härtetechnisch immer weiter, geht über in einen herrlichen Saxophonpart, bevor es dann auch an Geschwindigkeit zulegt und wieder schwarzmetallische Gefilde streift, um dann wieder sanft herunterzukommen. Weniger stark ist dieser Ausschlag im abschließenden "On The Shores", das zwar die Saxophon-Motive von "Undercurrent" aufnimmt, diese aber gut eine Oktave tiefer erklingen lässt, insgesamt melancholischer, aber nicht weniger intensiv ist. Dazwischen finden sich noch das ruhige und verhaltnismäßig unspektakuläre "Austere" sowie das mit dramatischen Gitarrenleads und "schreiendem" Saxophon aufwartende "Heavens Black Sea".

Spielerisch sind IHSAHN und seine Begleitband natürlich in der Musiker-Champions League ansässig, aber auch songschreiberisch und in den Arrangements wird hier nur Spitzenklasse geboten. Der bis auf in den ruhigen Momenten recht harte Grundsound wird dabei von dezenten Keyboards und warmen Orgelklängen abgemildert, auch die natürliche und klare Produktion trägt ihr Schärflein dazu bei, dass "After" kein kaltes, technisches Album geworden ist. Den Mix hat dabei Jens Bogren übernommen, der zuletzt mit OPETH und KATATONIA zusammengearbeitet hat, während die Produktion selber in IHSAHNs Symphonique Studio vonstatten ging.

FAZIT: Mit "After" ist IHSAHN wohl das beste seiner drei Soloalben gelungen. Technik und Atmosphäre stehen hier in einem ausgewogenen Verhältnis und durch die Hinzunahme des Saxophons wird den eh schon guten Kompositionen die Krone aufgesetzt. Nach spätestens drei Durchläufen sollte eigentlich jeder Liebhaber anspruchsvoller Metalklänge sein Herz an "After" verloren haben. Großartig und bewegend.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.01.2010

Tracklist

  1. The Barren Lands
  2. A Grave Inversed
  3. AFTER
  4. Frozen Lakes On Mars
  5. Undercurrent
  6. Austere
  7. Heavens Black Sea
  8. On The Shores

Besetzung

  • Bass

    Lars K. Norberg

  • Gesang

    Ihsahn

  • Gitarre

    Ihsahn

  • Keys

    Ihsahn

  • Schlagzeug

    Asgeir Mickelson

  • Sonstiges

    Jørgen Munkeby (Saxophon)

Sonstiges

  • Label

    Candlelight Records

  • Spieldauer

    53:01

  • Erscheinungsdatum

    25.01.2010

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