Es ist die Frage nach Pest oder Cholera, wenn man darüber nachdenkt, was schlimmer ist: dass immer mehr Bands versuchen, in die Fußstapfen der BÖHSEn ONKELZ zu treten oder dass die Flut an RAMMSTEIN-Soundalikes noch immer nicht abgeebbt ist. IN VIRO fallen in die zweite Kategorie und wenden auf ihrem ersten Album "Gehorche! Fühle! Glaube!" die altbekannte Formel "fette Riffs + Electrosounds + maskuliner Gesang + provokante Texte = tolle Mucke" an. Schade nur, dass diese einfache Logik nicht immer aufgeht.
Man muss aber zugeben, dass die Musik von IN VIRO nicht so schlimm ist, wie man auch anhand der Songtitel (die man irgendwie alle so oder ähnlich von diversen Vergleichsbands kennt) befürchten könnte. Das Soundbild geht weitestgehend in Ordnung, Rock- und Electrosounds harmonieren halbwegs und das Songwriting ist recht schlüssig. Der Gesang von Bandgründer Dante Frost erinnert an eine Mischung aus OOMPH!-Dero, RAMMSTEINs Lindemann und auch ein wenig an Michael "Das letzte Einhorn" Rhein von IN EXTREMO. Lediglich in den etwas höheren Passagen kommt Herr Frost deutlich hörbar an seine Grenzen. Die Texte bedienen sich genre-üblicher Themen und Formulierungen und sind lediglich in den Ohren solcher Leute provokant, die noch nie einen Text von RAMMSTEIN gehört haben. Die meist simplen Reime sind aber glücklicherweise ein Stück davon entfernt, peinlich berührtes Fremdschämen auszulösen.
FAZIT: Wer nichts anderes als RAMMSTEIN, OOMPH!, ASP, EISBRECHER und MEGAHERZ hört, kann sich IN VIRO mit ins Regal stellen, alle anderen können getrost verzichten.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.10.2010
Dante Frost
Dante Frost
Dante Frost, Joey Six
Joey Six
Echozone
49:10
08.10.2010