IN VIRTUE aus Kalifornien dürften hierzulande noch gänzlich unbekannt sein. Mit "Delusions Of Grandeur" hat die 2004 gegründete Truppe ihr Debutalbum am Start, das ursprünglich in den USA in 2008 veröffentlicht wurde, aber so langsam auch den Weg über den großen Teich nach Europa findet.
Stilistisch sehen sich die Amis im Power Metal beheimatet, doch fließen auch Anteile von Progressive Metal und Gothic in den Sound ein. Der Opener "Paralyzed" ist aber Power Metal pur, lediglich an die weiblichen Vocals, die jeder Gothic-Band zur Ehre gereichen würden, muss man sich gewöhnen. Doch ist die hohe Stimme von Ms. C einigermaßen variabel. Als Kontrast fügt Gitarrist Trey dem Sound Growls hinzu. Der Song selbst hat durch die Melodie und den schön krönenden Höhepunkt Ohrwurmcharakter. Etwas verwirrt bin ich, als Track zwei identisch ist, doch wie mir ein Blick auf die Tracklist, die leider nur auf der Promo selbst aufgedruckt ist, verrät, handelt es sich um die Full Version desselben Songs. Zuvor hörte ich die "Radio Edit".
Richtig vielseitig zeigt sich Ms. Cs Gesang dann bei "Fatal Eclipse", was dem Stück auch einen deutlichen Gothic-Touch aufdrückt. Ebenso abwechslungsreich wie die Vocals, ist das Gitarrenspiel mit vielen beeindruckenden Arrangements. Ein geniales Riff, das sich Gitarre und Keyboard gegenseitig zuwerfen, leitet "Dreamwalker" ein, eine weitere Ohrwurmnummer, deren Markenzeichen sich verändernde Intensitäten und der zweistimmige Chorus kurz vor Ausklang sind. Sehr progressiv mit reichlichen Stimmungs- und Tempowechseln wird es bei "Foresworn", in das auch leichte Death-Metal-Elemente einfließen. Die Grundmelodie der Leadgitarre geht aber wieder einwandfrei in die Gehörgänge.
Überhaupt sind die Riffs das Element, das durch die einfallsreichen Melodilinien dem Sound von IN VIRTUE eine eigene Note verpasst. So auch wieder bei dem intensiven "Heather". Das sehr kurze "Masochism And The Pursuit Of Perfection" ist wohl nur so eine Art dissonanter Übergang zum längsten Track "Underture", der zum Albumausklang schließlich nochmal viele Eigenheiten von IN VIRTUEs Sound auf unkonventionelle, rein instrumentelle Weise zu Vorschein bringt: das vielseitige, inspirierte Gitarrenspiel, reichliche Wechsel von Tempo, Rhythmus und Intensität und klug augetüfftelte Arrangements. Das Stück wirkt wie ein umfangreiches stilistisches Medley. Toll finde ich dabei den folkigen Einschlag, während sich die Amis den Techno-Part ruhig hätten sparen können.
FAZIT: "Delusions Of Grandeur" ist ein interessanter und vielschichtiger Einstand der jungen Truppe. Durch diesen ureigenen Stil-Mix aus Power Metal, Prog, Gothic und etwas Death Metal können sie sich sogar leicht von der breiten Masse abheben. Das weitere Schaffen von IN VIRTUE sollte man gut im Auge behalten. In denke, dass wir noch viel von ihnen hören werden. Als erste Visitenkarte ist "Delusions Of Grandeur" wirklich gelungen und hat einige gute Hits zu bieten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.03.2010
Chach Schindler
Ms. C, Trey Xavier
Greg Horton, Trey Xavier
Eli Vogt
Eigenproduktion
42:55
01.03.2010