INSTANZIA machen schlicht „Metal“; steht jedenfalls auf der Seite der Band. Das Intro ist kaum erwähnenswert, riecht aber doch schon nach Atmosphäre und Melodic, das äußert sich neben Klaviereinsatz auch in Chor-Gesängen. Das erste Lied kommt noch recht verhalten aus den Boxen. Die Drums sind treibend, begleitet vom Klavier und einem sehr klaren und kraftvollen Gesang. Das Artwork passt zudem gut zur Musik. Erste Vergleiche mit DRAGONFORCE kommen in den Sinn, nur sehr, sehr, sehr viel langsamer. Man könnte noch die neueren Werke von BLIND GUARDIAN als Vergleich anbringen, was ich aber eigentlich vermeiden möchte, da dieser Vergleich doch etwas hinkt.
Die ersten zwei Songs gehen nahezu spurlos an mir vorbei, die Arrangements sind dafür sehr vielschichtig und könnten sicherlich sehr lange und ausführlich besprochen werden. Abgesehen vom Intro geben sich die Kanadier auch nicht mit Liedern unter 4 Minuten zufrieden. Der Song „Desert Fox“ weist gar eine Laufzeit von 11 Minuten auf…
So kommen wir textlich auch auf dünnes Eis: „Desert Fox"? Die werden doch sicher nicht einen gewissen Wehrmachts-Befehlshaber meinen? Doch, meinen sie. Das längste Lied der Platte erzählt von Erwin Rommel, seines Zeichens (unter anderem) Panzergeneral beim Afrikafeldzug der NS-Zeit. Dass dann im Chorus auch noch die Worte „He was the desert fox, the unstoppable warrior with the heart of gold“ verwendet werden, macht die Thematik nicht gerade einfacher. Im Lied wird zwar auch erzählt „deep inside he know, he fought for the wrong side“, und die Lyrics der letzten 3 Minuten klingen historisch ziemlich korrekt und stellen seine Verbindungen zum Widerstand heraus. Aber abgesehen davon ist die Haltung nicht eindeutig zu erkennen. (Anmerkung: Es ist auch historisch umstritten, inwieweit Rommel selbst die Ideologie vertreten hat, er war zu keinem Zeitpunkt Mitglied der NSDAP.) Nichtsdestotrotz bleibt dem Song ein fader Beigeschmack. Zum Musikalischen ist zu sagen, dass sich der Song in sehr langen Instrumentalparts ergießt, die meines Erachtens nicht immer ganz schlüssig eingesetzt sind.
Die restliche Platte befindet sich in etwa im Bereich Power/Melodic Metal. Eine eindeutige Zuordnung ist nicht möglich, da zu viele Instrumente und Aspekte eingesetzt werden. Elektronische Parts fügen sich neben Klavier und recht griffige Gitarrenparts. Der Gesang verliert auch in den höheren Lagen nicht an Kraft und Energie.
FAZIT: „Ghosts“ ist ein musikalisch anspruchsvolles Album, was in Bezug auf Komposition aber noch nicht ganz astrein ist. Der Gesang ist durchweg gut und besitzt eine eigene Klangfarbe, was seinen Wiedererkennungswert steigert. Interessiert man sich für möglichst viel Melodie in Songs, schadet es sicher nicht, einmal ins Album reinzuhören. Mir persönlich sind die Instrumentalparts meist zu lang oder zu unschlüssig.
Anmerkung des Verfassers:
Immer schön, wenn Labels beim Versand von Promo-CDs überhaupt keine Informationen zu den Werken beilegen. In diesem Fall war eine zweite CD dabei, die nicht mal in irgendeiner Form beschriftet war. Da ich auch nach längerer Recherche keine Informationen über diese CD gefunden habe, habe ich sie zwar angehört, aber, da hier offensichtlich ein anderer Sänger zugange ist, nicht in das Review einfließen lassen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.12.2010
Alexis Woodbury
Alexis Woodbury, Jean-Christophe Binette
Francis Ducharme
Metalodic Records / Twilight
47:40
22.11.2010