Das zweite Solo-Werk des DREAM THEATER-Fronters hält gleich zu Beginn eine dicke Überraschung bereit. Statt der Stimme von LaBrie schallt dem Hörer derbes Geschrei entgegen. Hier ist Drummer Peter Wildoer am Werk, der etwa bei der Hälfte der 12 Songs auf „Static Impulse“ auch „singt“. Kann man gut finden, muss man aber nicht. Ich empfinde den Einsatz von Wildoers Organ als überwiegend monoton, langweilig, unpassend und außerdem dem Zeitgeist angebiedert. Trotzdem schafft es auch der singende Trommler nicht, eigentlich guten Songs wie „One More Time“ oder „Mislead“ echten Schaden zuzufügen. Und fairerweise muss man auch zugeben, dass die wirklich langweiligen Songs von LaBrie im Alleingang eingesungen wurden. Viele Gesangslinien von Songs wie „Over The Edge“, „Superstar“ oder „Who You Think I Am“ klingen reichlich abgedroschen. Nach mehr als einem Dutzend Alben mit LaBriescher Beteiligung aber vielleicht auch nicht wirklich zu vermeiden. „Euphoric“ ist hingegen ein positives Beispiel für einen sehr gelungenen Gebrüll-befreiten Beitrag. Insgesamt sind die Songs erneut deutlich kompakter als auf den Alben von LaBries Hauptarbeitgeber, episches Gefrickel gibt es dementsprechend nicht zu hören. Die kurzen und technisch anspruchsvollen Soli von Gitarrist Marco Sfogli sind allerdings auch keine Musterbeispiele zum Thema Songdienlichkeit. Der Sound ist sehr modern und druckvoll geraten, nach meinem Geschmack klingt das Ganze aber zu künstlich und unnatürlich.
FAZIT: Ob sich LaBrie im mutmaßlichen Bemühen um mehr eigene Identität mit dem Einsatz eines Brüllwürfels wirklich einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten. Davon abgesehen bietet „Static Impulse“ einige echte Treffer, aber auch viel Standard-Ware. Das Album ist nicht wirklich schlecht, aber selbst für LaBrie-Möger kein echtes Must-Have.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.09.2010
Ray Riendeau
James LaBrie
Marco Sfogli
Matt Guillory
Peter Wildoer
Inside Out
50:54
24.09.2010