Wenn bei einer neuen CD darauf hingewiesen wird, dass es sich bei der Interpretin um eine ehemalige Schönheits-Miss handelt, erweckt das bei einem Musikfreund bestimmt keine positiven Erwartungen. Vielmehr wandern die Gedanken direkt erstmal in den Bereich irgendwelcher talentlosen Boulevard-Sternchen.
Hmm, die jetzt in München lebende JANE BOGAERT war also mal 'Miss Schweiz'. Dass sie zudem vor zehn Jahren mal für die Eidgenossen beim Eurovision Song Contest an den Start gegangen ist, zeigt zwar, dass sie hier und jetzt wohl nicht zum ersten Mal ein Mikrofon in der Hand hält, lässt einen ansonsten aber auch erstmal kalt. Der Hinweis auf eine musikalische Hochschul-Ausbildung und ihre heutige Tätigkeit als Vocal-Coach u.a. für Musicalstars bringt da schon mehr. Und dass die Dame neben Einsätzen für diverse Pop- und Schlagerstars ebenfalls für Bands wie A-HA, AL JARREAU, THIN LIZZY und GOTTHARD aktiv war, weckt auch beim Rockfan leichte Hoffnungen. Wenn man dann noch die Gästeliste von "5th Dimension" liest wird man gar richtig hellhörig: Neben Instrumentalisten wie John Rhino Edwards (STATUS QUO), Matt Beck (ROD STEWART) und Charlie Morgan (ELTON JOHN) sind Jeff Scott Soto und Joe Lynn Turner als Gastsänger auf diesem Album zu hören.
Frohgelaunt und äußert lebendig, zudem im glasklar modernen Sound erweisen sich die ersten Nummern dieses Debüts wie "Fifth Dimension" und "Keep Us Strong", durch die es schnell festzustellen gilt, dass die Blondine wahrlich mit Gesangstalent bestückt ist. Stimmlich und auch vom Härtegrad der Musik lässt sich das Album insgesamt irgendwo zwischen ALANNAH MYLES und ROBIN BECK einordnen; zwar nicht immer ganz frei von Pop-Ambitionen (dafür spricht zusätzlich die Länge, besser gesagt die Kürze der meisten Songs), aber doch ganz klar stets dem AOR zugehörig. Und wer früher als Metaller heimlich die Hits von VIXEN wie ""Edge Of A Broken Heart" gut fand, darf hier auch oftmals in Erinnerungen schwelgen.
Für Balladenfreunde ist "Still Here For Me", bei dem Jeff Scott Soto zum Duett angetreten ist, dann sogar ein Volltreffer geworden. Und die härteren Nummern wie "Matters" oder "Give It Up" mit Joe Lynn Turner wissen ebenfalls zu gefallen, zumal die nicht wenigen Classic-Rock-Keyboards im Background nicht nur diesen Songs etwas an Tiefe verleihen. Dadurch wird diese Scheibe zwar immer noch keine Vollwertkost, sondern bleibt ein rockiger Dessert, aber spielen die heutigen BON JOVI was anderes? Und die haben ja auch immer noch massig Fans...
FAZIT: Wer beschwingten Melodic Rock mit guter Sängerin zu schätzen weiß und bei seinen Hörgewohnheiten nicht unbedingt auf die Halbwertszeit des musikalischen Materials achtet, der sollte durchaus mal sein Augenmerk auf dieses Album legen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.05.2010
Henner Malecha, John „Rhino“ Edwards, Bob Riney
Jane Bogaert
Guenther Skitschak, Robert Papst, Matt Beck
Eddie Daum, Matt Beck, Robert Papst
Chris “Bina” Birawsky, Charlie Morgan
Yesterrock
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21.05.2010