Ätzend, wie die Nachlassverwalter JIMIs ehemalige Bandmitglieder einerseits immer wieder abkanzelten und sich nicht eben generös zeigten, während man dicken Labelmenschen weiterhin Geld in die Taschen spielt, indem man solche Veröffentlichungen zulässt. Was hier als mittelschwere Sensation hochgekocht wird, unterscheidet sich nüchtern betrachtet nur hinsichtlich der Klangqualität von den unzähligen Einfällen von Bootleggern zum Kohlescheffeln, die auch den letzten Furz, den HENDRIX einmal gelassen hat, für die Ewigkeit unter die Ladentheken schieben müssen.
Es handelt sich angeblich um Aufnahmen der beiden Gruppenformate (Experience und Band of Gypsies) von JIMI HENDRIX von 1969, welche zu den letzten des Pioniers überhaupt gehören sollen. Dessen ungeachtet beschränken sich die Tracks jedoch auf Outtakes zum Teil hinlänglich bekannter Stücke. Wen da das Cream-Cover "Sunshine of your Love" noch mit dem Bandana hinterm Ofen hervorlockt: bitte ...
Die Macher lassen sich aufmachungstechnisch nicht lumpen und lancieren im Gegenzug üppige Bewerbungskampagnen, die zu solch absonderlichen Auswüchsen wie speziellen WalMart-Singles in den Staaten geführt haben. Was dazu wohl der alte Flaggenanzünder sagen würde?
FAZIT: "Valleys of Neptune" preist HENDRIX-Standards aus der zweiten bis dritten Reihe als der Weisheit letzter Schluss an und muss sich den Cash-In-Vorwurf gefallen lassen. Dass die Fragmente durchweg sehr gut klingen und zwei Bandkonstellationen im vollen Saft vorstellen (positive Spurenarmut: nur eine einstweilige zweite Klampfe ist zu vernehmen), gerät angesichts der anhaltenden Leichenfledderei zur Nebensache.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.03.2010
Jimi Hendrix
Sony / SPV
62:00
23.03.2010