Wenn auf dem Album einer neuen bzw. unbekannten Band ein Sticker klebt, auf dem fett "Kick Ass Rock 'N' Roll" und direkt darunter der Name AC/DC geschrieben steht, dann ist man heutzutage schnell bei der Vermutung, dass sich hier jemand an den Erfolg von AIRBOURNE ranhängen möchte. Nach einigen Songs von "Shake It!" stellt man dann aber fest, dass man diesen Jungs aus Dänemark damit unrecht tun würde. Klar, "Bad TV" zu Beginn hat neben einem WHITESNAKE-Einschlag tatsächlich auch eine deutliche Ähnlichkeit zum Young-Klassiker "Beating Around The Bush". Das war es dann aber auch schon fast mit dem Blick Richtung Australien. Stattdessen finden sich auf dem Debüt der KARMA COWBOYS aus Kopenhagen nämlich noch einige andere und weitaus stärkere Einflüsse.
Bereits das folgende "Shine On Tomorrow" geht als moderner Alternative Rocker in eine deutlich andere Richtung und ist dabei verdammt nah bei AUDIOSLAVE. Der bedachte, weder rau, noch rotzige Gesang passt da nur allzu gut und beschwört ebenfalls diesen Vergleich herauf. Und mit Songs wie "Why Did You" und dem getragenen Abschluss "Take Me", bei dem zusätzlich PEARL JAMs "Ten"-Zeiten ihre Spuren hinterlassen haben, wird dieser Eindruck später noch weiter verstärkt.
Und dann wären da noch LED ZEPPELIN, die immerhin und wesentlich richtiger ebenfalls auf dem Digipak werbeträchtige Erwähnung finden. Die Einflüsse der Rock-Giganten auf die Kompositionen der dänischen Kuhjungs sind dann tatsächlich überdeutlich und stets auszumachen; bei Songs wie "Slammed Shut", der Mundharmonika-Nummer "Crazy Woman" oder beim schleppenden "Shooting Star" treten sie besonders weit hervor.
Insgesamt hat das Album, das in der Heimat der Band schon seit ein paar Monaten auf dem Markt ist, weniger Elan, als der Titel vermuten lässt. Denn auch wenn es zwischenzeitig wie beim Titelsong oder "Keen On Gasoline" immer wieder mal rifflastiger und grooviger wird, verteilt "Shake It!" nicht übermäßig viele Arschtritte, überrascht dafür aber mit mehr Seele, als erwartet. Dennoch wünscht man sich durchaus, die Viererbande würde manchmal eine kernige Schippe etwa in der Art ihrer letzten Tourpartner, den schwedischen MUSTASCH, drauflegen und damit der Werbestrategie ihres Labels noch mehr gerecht werden. Andererseits ist zu vermuten, dass einem die Songs in der Live-Variante noch beherzter durchschütteln werden.
FAZIT: Mit ihrem Gemisch aus Classic und Modern Alternative Rock (ja okay: und auch ein bisschen AC/DC) wissen die KARMA COWBOYS zu überzeugen. Die ganz großen Kracher, die bereits die Klasse der Vorbilder erreichen, finden sich auf "Shake It!" zwar noch nicht und auch beim eigenen Profil ist noch Luft nach oben, dennoch haben sie ein gelungenes Debüt in der Satteltasche, auf das sich bestens aufbauen lässt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.04.2010
Nikolaj Storr
Thomas Klovn Carlsen
Morten Lundsgaard
Jakob Roenlov
Target Records
47:46
30.04.2010